Wie Frauen den Rock ’n‘ Roll erfanden

Rock-Chicks… Unter absolut gar keinen Umständen verpassen dürfen sie diese ZDF Produktion, die am Donnerstag bei ARTE ihre Premiere in der Mediathek erfährt. Ein wilder Ritt durch die Musikgeschichte. Und der Versuch einer historischen Wiedergutmachung an der vergessenen, übersehenen Geschichte der Frauen, die sie erst möglich gemacht haben – und deren Bedeutung und Einfluss wir bis heute sträflich unterschätzen.

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In der vergangenen Woche habe ich an dieser Stelle eine alte Produktion der BBC hervorgeholt, um ihnen von Sister Rosetta Tharpe zu berichten. Einer der großen und vergessenen Großmütter des Rock&Roll. Ganz und gar nicht vergessen habe ich das musikalische Idol meiner einsetzenden Pubertät, die große (kleine) Frau mit dem Bass, Suzie Quatro. Wie gerne wäre ich einer der Jungs in ihrer Band gewesen.

Bis heute hege ich eine große Leidenschaft für die Frauen in der Musik, seien es Janis Joplin, Nico, Patti Smith, Joan Jett, Debbie Harry, Bonnie Raitt, Chrissie Hynde, Gianna Nannini, Helen Schneider, oder Inga Rumpf, bis hin zu Lucinda Williams, Melissa Etheridge oder P!nk… allen gemeinsam ist eines: Sie haben einfach ihr Ding gemacht… und sind die Töchter oder Enkelinnen ihrer musikalischen „Mütter“ und „Großmütter“… Ein paar davon durfte ich live erleben. Einige mehrfach.

Ich bin also schon zu einer privilegierten Zeit aufgewachsen. Einer Zeit, in der die Medienlandschaft größer und vielfältiger (nicht aber unbedingt besser) wurde. In einer Zeit in der auch die Musikszene sich in mehr und mehr Nischen behaupten konnte. Und in einer Zeit in der Frauen sogar in der Schweiz (1971) endlich das Wahlrecht und in Deutschland ihr Recht auf freie Berufswahl (1977) erkämpfen konnten. Wurde ich deshalb automatisch zum Feministen? Sicher nicht. Doch Frauen haben in (bei weitem nicht nur) meinem musikalischen Leben eine entscheidende Rollen gespielt… eben weil sie es konnten.

Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir aber die Geschichte kennen. Und leider sind wir da auf jene angewiesen, die uns „ihre Version“ der Geschichte erzählen. Oft sind es leider nicht mehr die Künstlerinnen selber, sondern Historikerinnen, Journalistinnen oder Filmemacherinnen.

So ist es auch hier. Denn hätte ich die Rezension von Naomi Webster-Grundl in der ZEIT nicht gelesen, wüsste ich nichts von Marita Stocker und ihrem Film für das ZDF – jetzt als TV Premiere bei ARTE. Und sie würden heute nicht darüber lesen. Und vermutlich würden sie auch den Film nicht sehen.

Dabei wäre das durchaus wichtig. Oder kennen sie etwa Linda Gail Lewis? Die Schwester von Jerry-Lee hat bis heute noch nicht mal eine eigene Seite in der deutschen Wikipedia, genau wie Kay Wheeler… Über Rosie Flores und Cordell Jackson immerhin, können sie lesen, oder über die große Big Mama Thornton und sie in dem Film für das was sie gewesen sind und für das was sie bleiben bewundern – und, vor allem, für das was sie über sie noch nicht wussten.

Ich habe hier wahrhaftig noch eine Menge lernen können. Und einiges davon werde ich sicher nicht vergessen. Denn auch Taylor Swift oder Beyoncé stehen nur auf den Schultern dieser Gigantinnen. Frauen, die unter Sexismus, Rechtlosigkeit, Rassentrennung, sozialer Diskriminierung und ganz „gewöhnlicher“ patriarchaler Unterdrückung trotzdem und „ganz einfach ihr Ding“ gemacht haben.

Zeitlos großartige Musik!

Erzählen sie ihren Töchtern davon!


„Rock Chicks – Wie Frauen den Rock ’n‘ Roll erfanden“ – in der ARTE Mediathek ab 07.12.2023

Dokumentarfilm, Deutschland, 2023
Buch & Regie: Marita Stocker


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