Michael Verhoeven – Die weiße Rose (1982)

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Im Frühjahr 1942 kommt die 20-jährige Sophie Scholl zum Biologie- und Philosophiestudium nach München. Über ihren Bruder Hans findet sie rasch Anschluss und lernt die kritischen Vorlesungen des Philosophie-Professors Huber schätzen. Dort weckt auch ein antifaschistisches Flugblatt ihr Interesse.

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Als sie erfährt, dass Hans einer der Verfasser ist, versucht sie ihn zunächst von weiteren Aktionen abzubringen. Zu groß ist die Angst vor dem NS-Regime – sitzt doch gerade schon ihr Vater wegen Kritik an Hitler im Gefängnis. Doch Sophie kann nicht mehr vergessen, was sie von ihrem Bruder und dessen Freunden Alexander Schmorell und Willi Graf über die Gräuel an der Front gehört hat. Gegen die anfänglichen Vorbehalte der Gruppe schließt sie sich – tief überzeugt davon, keine andere Wahl zu haben – dem Widerstand der „Weißen Rose“ an. Sie verfassen und verteilen Flugblätter, bauen Kontakte in andere Städte und in Widerstandskreise in der Wehrmacht auf. Bis am 18. Februar 1943 Hausmeister Jakob Schmid Sophie und Hans denunziert, als sie das sechste Flugblatt im Lichthof der Universität auslegen. Vier Tage später werden sie, gemeinsam mit dem Gruppenmitglied Christoph Probst, vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Im Jahr 1982 erschienen, war Michael Verhoevens Film „Die weiße Rose“ der erste deutsche Spielfilm über die gleichnamige Widerstandsgruppe. Mit seinem provokativen Nachspann kritisierte der Film das Fortbestehen der Todesurteile und löste damit eine Bundestagsdebatte aus, die dazu beitrug, dass dieser 1985 den „Volksgerichtshof“ als Terrorinstrument und die Todesurteile der Widerständler für nichtig erklärte. In sachlich-ruhiger, nahezu dokumentarischer Form rückt der Film den Aufbau der Widerstandsgruppe und ihre Aktionen in den Fokus, bindet Zitate aus den Flugblättern ein. Erzählform und Schnitt wollen bewusst nicht emotionalisierend wirken, Spannungserzeugung (Glossar: Suspense) wird – auch in der Musik von Konstantin Wecker – behutsam eingesetzt.

Anders als in späteren Verfilmungen wie Sophie Scholl – Die letzten Tage (Marc Rothemund, DE 2005) liegt bei Verhoeven der Blick nicht nur auf Sophie Scholl, ihrem Verhör durch die Gestapo und der anschließenden Ermordung. Die Handlung (Glossar: Plot) setzt hier bereits ein gutes Jahr vor der Festnahme ein und ermöglicht durch eine erweiterte Erzählperspektive auch Einblicke in das Familienleben der Scholls in Ulm, Sophies Reichsarbeitsdienst in einem Rüstungswerk oder den Hilfseinsatz von Hans und seinen Freunden an der Front.

Mit „Die weiße Rose“ leistete Michael Verhoeven einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Für den Geschichts- oder Politikunterricht bietet sein Film einen guten Einstieg in die Auseinandersetzung mit der „Weißen Rose“ und den Biografien ihrer Mitglieder. Im Film weniger ausgearbeitete Aspekte (zum Beispiel Sophie Scholls christlich-humanistische Werte) können mit weiterführenden Recherchen vertieft werden. Hierbei lassen sich auch unterschiedliche Formen und Gruppen des Widerstands oder das Widerstandsrecht als Grundrecht thematisieren.

Im Kontext seiner Rezeptionsgeschichte betrachtet, lädt der Film zudem zur Auseinandersetzung mit politischem Film und der Rolle von Film für die Erinnerungskultur ein. Im vergleichenden Bezug auf weitere mediale Bearbeitungen lässt sich abschließend ein kritischer Blick auf widerstandsbezogene Gedenk- und Erinnerungsarbeit werfen: Welche Rolle spielt die Fokussierung auf die Figur Sophie Scholl? Wie kann mediale Erinnerungsarbeit aussehen, um anschlussfähig zu bleiben? Und wie gelingt dies, ohne dabei andere (Widerstands-/Opfer-)Gruppen auszublenden?

Autor/in: Lisa Haußmann, 07.05.2024, für Kinofenster.de, Dieser Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.


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Drama, Deutschland, 1982, FSK: ab 12, Regie: Michael Verhoeven, Drehbuch: Michael Verhoeven, Mario Krebs, Produktion: Artur Brauner, Musik: Konstantin Wecker, Kamera: Axel de Roche, Schnitt: Barbara Hennings, Mit: Lena Stolze, Wulf Kessler, Werner Stocker, Oliver Siebert, Ulrich Tukur, Martin Benrath, Anja Kruse, Ulf-Jürgen Wagner, Hans-Jürgen Schatz, Jörg Hube, Axel Scholtz, Mechthild Reinders, Susanne Seuffert, Gerhard Friedrich, Peter Kortenbach, Werner Schnitzer, Reinhold K. Olszewski, Lis Verhoeven


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