„Keine Sorge, zu Fuß wird er nicht weit kommen“, lautet der Untertitel dieses biografischen Dramas im Original. Ein Drama, das fast als Komödie daherkommt, sodass es zwischendurch tatsächlich unwahrscheinlich erscheint, dass diese Geschichte weitgehend auf dem wahren und wirklich gelebten Leben des John Callahan beruht.
Plötzlich „behindert“. Haben Sie sich schonmal mit dem Konzept auseinandergesetzt? Manche Menschen sind es schon von Geburt, aus vielfältigen Gründen. Für mich war es nur ein Schritt auf einer rutschigen Kellertreppe, noch dazu schon ziemlich spät im Leben. Doch nach (m)einem doppelten Wirbelbruch sehen auch Sie die Welt vermutlich anders – weil Sie diese dann ja tatsächlich auch ganz anders erleben. Das muss ein Mensch erst lernen und dann damit leben.
„Nicht behindert zu sein ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das uns jederzeit genommen werden kann.“
Und jede:r hat da ja wirklich eine andere, ganz eigene Geschichte. Nur wenige erzählen uns davon, und noch weniger von diesen Geschichten finden ihren Weg in das Kino.
Gus Van Sant („My Private Idaho“, „Good Will Hunting“, „Milk“) erweist sich mit „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ einmal mehr als Meister des biografischen Kinos. Ohne Rührseligkeit oder die Zuspitzungen des konventionellen Hollywoodkinos fängt er den entscheidenden Wendepunkt im Leben des international bekannten Underground-Zeichners John Callahan (1951-2010) ein.
Callahan, der nach einem Autounfall im Alter von 21 Jahren im Rollstuhl saß, hat sich durch die absolute Schonungslosigkeit seiner Zeichnungen einen Namen gemacht. Sein ätzender Humor, der niemanden schonte, brachte ihm viele Bewunderer, aber auch viele Feinde ein. Der Film zeigt auf tragikomische Weise, wie unterschiedlich Menschen mit Schicksalsschlägen, Wut und Trauer umgehen.
ARTE Programmtext
Der Film spart nicht an Zuspitzungen. Der Protagonist, gespielt von Phoenix, ist tatsächlich alles andere als ein Sympath. Eher das Gegenteil. Und da wo sie gerade noch komisch war, schlägt uns die Geschichte zwischendurch mit der Faust in die Eingeweide. Trotzdem musste ich wiederholt derartig laut und herzhaft lachen, dass es mir fast weh getan hat. Und so eine absurde eskalierende und emotionale Achterbahn zu schreiben und zu inszenieren ist wahnsinnig große Kunst. Und echtes Leben, eben.
Dass Gus Van Sant und Joaquin Phoenix jeweils extreme Genies ihrer Kunst sind, haben sie uns schon wiederholt bewiesen. Doch ist das mal wieder ein Film, in dem das ganze Ensemble ein Grund ist, einzuschalten. Ich liebe sie hier einfach alle für das, was sie sind: Rooney Mara, Beth Ditto, Jonah Hill, Jack Black, ja, sogar Udo Kier…
Absolute Einschaltempfehlung!
(Nur wenige Tage verfügbar!)
Drama, USA, 2018, FSK: ab 12, Regie: Gus Van Sant, Drehbuch: Gus Van Santm Produktion: Charles-Marie Anthonioz, Mourad Belkeddar, Steve Golin, Nicolas Lhermitte, Musik: Danny Elfman, Kamera: Christopher Blauvelt, Schnitt: David Marks, Gus Van Sant, Mit: Joaquin Phoenix, Rooney Mara, Beth Ditto, Jonah Hill, Jack Black, Udo Kier, Kim Gordon, Olivia Hamilton, Emilio Rivera, Carrie Brownstein
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