Mich nervt es furchtbar, wenn deutsche Schauspieler:innen in einen Vergleich zu amerikanischen Kolleg:innen gezwängt werden. Aus Heino Ferch wird kein deutscher Bruce Willis, sowenig wie Aylin Tezel zur deutschen Scarlett Johansson mutiert. Wobei ich ihr aber ohne Frage zutraue jederzeit in eine Superheldinnenuniform zu steigen und bei Marvel/Disney den Schurken zu demonstrieren, was eine Harke ist. (Nicht das Gartengerät!)
Im deutschen TV gab sie lange die Nora Dalay im Tatort aus Dortmund und hat sich dabei wirklich nicht geschont. Ausgestiegen ist sie auf eigenen Wunsch, auch weil die Entwicklung dieser Rolle, sagen wir es freundlich, etwas zu stagnieren drohte. Gerade rechtzeitig, um sich in anderen Rollen zu exponieren, bevor die Branche es ihr nicht mehr zutraut, denke ich.
Mit „Falling into Place“, ihrem Debüt als Regisseurin und Autorin, war sie gerade noch in den Kinos. Da kommt diese TV-Wiederholung des Mediathek-Dauerläufers der ARD gerade rechtzeitig, um uns an die Schauspielerin aus Ostwestfalen zu erinnern.
„Die Informantin“ ist nun kein Zweiteiler, sondern eher eine TV-Mini-Serie, die Frau Tezel förmlich auf den Leib geschrieben wurde. Ein konventioneller „Krimi“ voll mit misogynen Kerlen (Kida Khodr Ramadan in einer Nebenrolle in Teil 1 ist einer der guten!) und einer skrupellosen Chefin vom BKA (Suzanne von Borsody).
Eigentlich ist das hier eine Emanzipationsgeschichte, in der ein zunächst übelst manipuliertes „Werkzeug“ des Systems sich über die Umkehrung der Mechanismen des Geschäftes gegen das System selbst zu wehren lernt und die Machos enteiert. Auserzählt ist diese Figur noch lange nicht!
Wo bleibt der dritte Teil?
Die Informantin (2016) – Regie: Philipp Leinemann, Drehbuch: Christof Reiling, Produktion: Christian Rohde, Musik: Sebastian Fillenberg, Kamera: Christian Stangassinger, Schnitt: Max Fey, Mit: Aylin Tezel, Ken Duken, Timur Işık, Suzanne von Borsody, Adrian Saidi, Godehard Giese, Kida Khodr Ramadan, Pegah Ferydoni, Yasemin Cetinkaya, Hendrik von Bültzingslöwen
Die Informantin – Der Fall Lissabon (2019) – Regie: Isabel Kleefeld, Drehbuch: Isabel Kleefeld, Christof Reiling, Ulrike Stegmann, Produktion: Christian Rohde, Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem, Kamera: Martin Langer, Schnitt: Renata Salazar-Ivancan, Mit: Aylin Tezel, Ken Duken, Suzanne von Borsody, Stefan Kurt, Franz Dinda, Rainer Sellien, Nina Kronjäger, Pegah Ferydoni, Tino Mewes, Mathis Reinhardt, Murat Seven, Robin Jentys, Carla Demmin, Anian Zollner
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