Ein amerikanischer Kriegsfilm, der insbesondere in Großbritannien zu einem ewigen Dauerläufer wurde – und das, ausgerechnet, zu Weihnachten. Keine Frage, alleine die Besetzung mit Steve McQueen, James Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson, Donald Pleasence, James Coburn und Hannes Messemer ist selbst heutzutage noch ein Alleinstellungsmerkmal, das seinesgleichen sucht.
Mir liegt das Genre des Kriegsfilms eigentlich nicht wirklich – und dabei ist es eigentlich gleichgültig, um welchen Krieg es sich darin handelt. Doch diesen Film über einen Massenausbruch aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager im II. Weltkrieg habe ich geliebt, seit mir meine Eltern erlaubt haben, ihn zu sehen.
Obwohl ich nicht mehr sagen kann, wie alt ich damals gewesen sein mag, war ich noch jung genug, dass er mich für den ganzen Rest meines Lebens prägen sollte. Denn das, was John Sturges („Die Glorreichen Sieben“, 1960) im Jahr 1962 auf die Leinwände gebracht hat, wurde für mich zur Definition eines großartigen „Prison-Escape-Movies“.
Erstaunt war ich, als ich herausfand, dass die englischsprachige Wikipedia nicht nur einen detaillierten Beitrag zum Film, sondern auch eigenen und noch weit mehr detaillierten Eintrag über das Stalag Luft III. besitzt, der bis in die Details, die wahre Geschichte hinter dem Film rekonstruiert.
Wenn Sie sich einmal mit diesem Hintergrund vertraut gemacht haben, dann wird nicht nur klar, wodurch die tiefe historische Relevanz dieses Films aus Hollywood, insbesondere für Großbritannien entstanden ist. Sondern auch, warum dieser Film bis in die Gegenwart für seine Rekonstruktion der wahren Geschichte gefeiert wird.
Tatsächlich ist es ein Meisterwerk von Sturges, aus dem weitgehend gescheiterten Ausbruch alliierter Flieger, einer Geschichte, in welcher 50 Männer mit ihrem Leben bezahlt haben und nur drei von ihnen erfolgreich die Freiheit erreichten, einen Film zu machen, der nicht nur großartig unterhält, sondern auch eine nicht minder großartige Geschichte über kollektives Handeln und ebensolche Solidarität erzählt.
Keine Frage, Sturges hat, noch weit mehr als zuvor Billy Wilder in seinem Film „Stalag 17“ (1953), die zugrunde liegende Geschichte an die (kommerzielle) Erwartungshaltung des Kinopublikums angepasst, und mit den Mitteln des Abenteuerfilms und einiger nicht historischer Anpassungen der tatsächlichen Ereignisse, einen Film für ein zuvorderst amerikanisches Publikum geschaffen.
So erklärt sich auch die große Anzahl amerikanischer Darsteller. Den USAAF Captain Virgil Hilts, gespielt vom Superstar des Filmes, Steve McQueen, zum Beispiel hat es nie gegeben. Überhaupt war kein einziger Amerikaner unter den hauptsächlich britischen, kanadischen und sogar australischen ausgebrochenen Kriegsgefangenen.
Doch gerade Identifikationsfiguren wie McQueen sind es, die den Film unvergesslich machen. Die Szenen in der Isolationshaft (The Cooler), in denen er mit einem Baseball gegen die Wand wirft, gehören zum kulturellen Gedächtnis der Filmgeschichte („The Simpsons“, 1992, Youtube). Ganz ebenso wie sein formidabler Ritt auf einer „Triumph TR6 Trophy“ durch das idyllische Allgäu (Youtube) unvergessen bleibt.
McQueen mag aus dem internationalen Cast ein wenig herausragen, doch auch James Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson, Donald Pleasence, James Coburn, Gordon Jackson, David McCallum und selbst der deutsche Film- & TV-Großmeister Hannes Messemer spielen hier karrierebestimmende Rollen.
Tatsächlich ist das Drama als kollektive Heldengeschichte inszeniert. Auch wenn diese für viele tragisch und tragisch, unter größtmöglicher und kalkulierter Brutalität deutscher SS-Schergen endet, die Sturges dem Publikum bewusst nicht erspart – aber eben auch nicht, etwa des größeren Effektes wegen, als blutigen Showdown ausführt.
Da schneidet sich das „Abenteuer“ an der erbärmlichen Realität des verbrecherischen Naziregimes. Und das ist, am Ende auch gut und wichtig. Denn Kriegsgefangenschaft war ganz und gar kein Pfadfinder-Camp, sondern immer und zuerst ein elementarer Kampf um das eigene Überleben.
Viele, zu viele, haben diesen Kampf verloren. Auch daran erinnert der Film.
Prison-Escape-Drama, Kriegsfilm, USA, 1963, FSK: ab 12, Regie: John Sturges, Drehbuch: James Clavell, W. R. Burnett, Produktion: John Sturges, James Clavell, Musik: Elmer Bernstein, Kamera: Daniel L. Fapp, Walter Riml, Schnitt: Ferris Webster, Mit: Steve McQueen, James Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson, Donald Pleasence, James Coburn, Gordon Jackson, Hannes Messemer, Angus Lennie, James Donald, Robert Graf, Harry Riebauer, David McCallum, John Leyton, Nigel Stock, Robert Freitag, Hans Reiser, Heinz Weiss, William Russell
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