Ethan & Joel Coen – „Inside Llewyn Davis“ (2013)

4.5
(4)
Der Film beginnt, wie er endet. Mit einer Prügelei. Soweit so – eigentlich – irrelevant. Tatsächlich markiert diese Prügelei im Film aber den vermutlich (also, in meiner Welt) bedeutendsten Augenblick in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und das, ohne dass Bob Dylan eigentlich darin vorkommt – eben abgesehen von den letzten 3 Minuten. Und Llewyn Davis kriegt während dessen eins auf die Fresse.

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Filmtrailer zu „Inside Llewyn Davis“ / Studiocanal Germany / YouTube

So eine Geschichte muss ein Mensch sich erst einmal ausdenken. Die Coens ließen sich dazu zwar von der Lebensgeschichte des New Yorker Folk- und Bluessängers Dave Van Ronk und vor allem auch dessen Musik inspirieren. Tatsächlich ist der Film alles andere als dessen Biopic, sondern eigentlich die große Fortsetzung ihres Südstaaten-Epos „O Brother, Where Art Thou?“ (2000). Eben weil beide Filme nicht nur Geschichten, sondern auch vom großen und unendlichen Reichtum der amerikanischen Musik erzählen.

„New York, 1961. Was macht ein erfolgloser New Yorker Musiker ohne ein Zuhause? Was passiert, wenn er fast jede Nacht auf einer anderen Couch schläft und dabei mal die Frau eines Freundes schwängert und mal die geliebte Katze eines anderen aussperrt? Und was, wenn er diese Katze dann einfach nicht mehr loswird? Llewyn Davis (Oscar Isaac) lebt für die Folkmusik, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten.“

ARD Programmtext

Dylan kam wegen Woody Guthrie nach New York und – so wie die Lebensgeschichte des älteren mit der des jüngeren verwoben ist – so wäre die Musikgeschichte eine andere, hätten sich ihre Lebensläufe nicht für eine Zeit im Greenwich Village gekreuzt. Ganz so wie eben die von Dylan und Llewyn Davis im Gaslight Cafe. Und von Odysseus, dem Kater.

Es gibt, tatsächlich, nichts an diesem Film, das ich nicht lieben würde. Er gehört eigentlich auf alle Lieblingslisten – und das ganz weit oben. Tatsächlich wäre das kinematografische Gesamtwerk der Coen Brüder wohl jenes, das ich mitnehmen würde, auf die einsame Insel. Es wäre ein großes Opfer, angesichts dessen, was ich zurücklassen müsste, doch andererseits sicher genug, um zu überleben und dort nicht den Verstand zu verlieren. Darum geht es im Kino doch auch.

Ob ich allerdings eher das Gesamtwerk von Bob Dylan mitnehmen würde, oder doch jenes von Steven van Zandt, einem anderen, aus New Jersey zugewanderten Nachbarn aus dem Village, da bin ich noch unentschieden.

Jedenfalls wäre ich gerne in New York geboren worden. Oder eben New Jersey. In jedem Fall hätte ich dann die Chance gehabt, dabei gewesen zu sein. In der ersten Reihe. Stattdessen bleiben mir nur die Geschichten und das Kino. Es hätte alles so viel schlimmer kommen können.

With my head, my heart and my hands, my love
I will send what I learn back home to you…

Bob Dylan, Farewell, 1963

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 05.04.2024.



Spielfilm, USA, 2013, FSK: ab 6, Buch & Regie: Ethan und Joel Coen, Produktion: Ethan und Joel Coen, Scott Rudin, Musik: T-Bone Burnett, Todd Kasow, Marcus Mumford, Kamera: Bruno Delbonnel, Schnitt: Ethan und Joel Coen, Mit: Oscar Isaac, Carey Mulligan, Justin Timberlake, Max Casella, John Goodman, Garrett Hedlund, Ethan Phillips, Robin Bartlett, Jerry Grayson, Adam Driver, Stark Sands, F. Murray Abraham


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