Emilia Jones – „Winner“ (2024)

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Eine Dramödie soll dieser Film sein. Als solcher funktioniert er leidlich. Das Lachen, das befreien soll, bleibt uns aber oft im Halse stecken. Um so mehr, angesichts der (Wieder-)Vereidigung des 47. US-Präsidenten. Ein Land, das zweimal denselben Fehler macht, kann eigentlich nicht mehr darauf rechnen, dass wir das noch mit Humor nehmen.

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Filmtrailer 2024 (Englisch) / Signature Entertainment / YouTube

Ganz ehrlich, die Geschichte der Whistleblowerin Reality Winner ist überhaupt nicht komisch. Für sie selbst, zuallerletzt. Ganz im Gegenteil ist sie allerhöchst dramatisch. Über vier Jahre hat sie in einem US-Bundesgefängnis gesessen, verurteilt nach dem Espionage Act, einem Gesetz aus dem Jahr 1907.

Reality Trumps Fiction

Dass ausgerechnet der Präsident, unter dessen Regierung sie verurteilt wurde, später selbst nach diesem Gesetz angeklagt werden sollte, vorgestern erst wieder einen Schwur auf die Verfassung der USA geleistet hat, macht Winners Geschichte zu einer Farce. Denn sprichwörtlich vom Haken gelassen (Der Spiegel), hat ihn Richterin Aileen Cannon, die er selbst erst berufen hat. (Merken Sie sich den Namen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Dame in seiner neuen Administration eine noch größere Rolle spielen wird.)

Reality Winner dagegen, musste ihre Strafe fast komplett absitzen, bevor sie, unter der Administration von Joe Biden, schließlich in einen Hausarrest (mit elektronischer Fußfessel) entlassen wurde. Ihre Bewährungsfrist ist erst im November 2024 abgelaufen.

Eigentlich ist „Reality“ (2023), von Tina Satter, der bessere Film über diese bemerkenswerte Frau. Vor allem, weil er sich weit mehr auf ihre Verhöre durch das FBI konzentriert. Susanna Fogel dagegen, bettet die Geschichte in ihrem Film „Winner“ (2024), nach einem Beitrag im New-York-Magazine (2017), in eine Coming-of-Age Story, die uns von der Protagonistin in einem ironischen Off-Kommentar quasi selbst erzählt wird.

So funktioniert der Film zur Aufarbeitung seiner wahren Geschichte eigentlich überraschend gut. Das liegt vor allem an der tollen Emilia Jones und einem herrlich abgerissenen Zach Galifianakis, der ihren Vater spielt. Klar ist, das Drama will unterhalten. Und das gelingt ihm auch.

Ich hätte mir anders nur schwer vorstellen können, mit einer Analystin der NSA mal so etwas wie Sympathie zu verbinden. Doch spätestens die Szenen, in welchen sie von einem Fernseher an ihrem Arbeitsplatz fortwährend mit FOX-News beschallt (eigentlich ist das psychische Folter…) und gequält wird, lassen uns solidarisch mit ihr leiden – und ihre Notwehr gegen Fake-News und rechtspopulistische Propaganda als Notwehr unterstützen.

Was nun, nach „Reality“ und „Winner“ noch fehlt, wäre mal ein knallharter Thriller, der vor allem das Totalversagen der Journalist:innen des Portals The Intercept“ thematisiert. Denn die, entweder amateurhaften, oder einer willentlichen Ignoranz geschuldeten Fehler (Republik) bei der Veröffentlichung der geleakten Dokumente (Intercept), haben nicht nur das Vertrauen von möglichen zukünftigen Whistleblower:innen in die meisten Medien wohl nachhaltigst demoliert.

Und wer hat daran wohl den größten Nutzen?

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 22.01.2025.



Dramödie, USA, 2024, FSK: ab ?, Regie: Susanna Fogel, Drehbuch: Kerry Howley, Susanna Fogel, Kamera: Steve Yedlin, Schnitt: Joseph Krings, Musik: Heather McIntosh, Mit: Emilia Jones, Annelise Pollmann, Kathryn Newton, Averie Peters, Connie Britton, Zach Galifianakis, Danny Ramirez,


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