John Le Carré – „Verräter wie wir“ (2016)

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Alles, was ich über Geheimdienste weiß, habe ich von John Le Carré gelernt. Also, das meiste. Der Richard Burton Film „Der Spion der aus der Kälte kam“ (1965) war sozusagen der Schlüssel und die BBC Serie „Smiley’s Leute“ (1982), mit Sir Alec Guinness, vollendete meine Grundausbildung…

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Dieser Brite – selbst ein langjähriger Agent verschiedener britischer Dienste im kalten Krieg, unter anderem in Hamburg und Berlin – war erst zum Ende seines Lebens tatsächlich als britische Edelfeder anerkannt. Dafür hat er lange gebraucht. Doch er allein hat quasi aus dem Popcorn der seinerzeit gängigen „Agentengeschichten“ (James Bond, anyone?), ein ernstzunehmendes Genre des Literaturbetriebs erschaffen. Und natürlich hat das Kino enorm davon profitiert.

„Die meisten meiner Bücher handeln tatsächlich von ein und derselben Frage: Was sind wir unserer Menschlichkeit schuldig, unseren eigenen Überzeugungen und Instinkten?“

John Le Carré, FAZ, 26.10.2010

Mit „Our Kind of Traitor“ (2016) bekommen wir die Verfilmung eines Romans aus seinem Spätwerk (2010). Der kalte Krieg war „gewonnen“. Das „Ende der Geschichte“ erreicht. Haben wir gedacht.

Le Carré hat aus dem Zerfall der Sowjetunion ganz andere Schlüsse gezogen und die Geschichte(n) weiter gedacht:

„Wie Balzac sagte: Hinter jedem großen Vermögen liegt ein großes Verbrechen. Hinter russischen Vermögen zurzeit liegen eine ganze Menge Verbrechen. Also die Gründe sind erst mal: Kein Mensch auf Erden weiß genau, wann schwarzes Geld weiß wird, in welchem Moment…“

Interview mit Dennis Scheck im DLF, 29.10.2010

Nun liegt es mir fern, etwa Wladimir Putin oder das Wunderwuzzi aus Österreich etwa mit Geldwäsche in Verbindung zu bringen, das wäre unter Umständen justiziabel. Doch das Buch und der Film passen eben nach wie vor in die Zeit. Ist doch gerade die globale Immobilienbranche (Trump!) genau der Sumpf, in welchem illegale Vermögen versinken, um an anderer Stelle als sauberes Geld wieder aufzutauchen.

In dem Film, der in der ZDF-Mediathek unter dem Label „Blockbuster“ geführt wird, wo er doch eigentlich eher in die Gourmet-Abteilung gehört, geht es allerdings nicht im Entferntesten um René Benko. Doch Geldwäsche ist ein ganz zentrales Element der Geschichte. Und ein eigentlich völlig unbeteiligter honoriger Literaturdozent (sic!), gespielt von Ewan McGregor, der aus reinstem Zufall in komplexe Verwicklungen mit der „Russenmafia“ gerät.

Le Carré made a name for himself by injecting a sense of moral ambiguity into spy fiction. But these days, post Watergate, post weapons of mass destruction, post Jack Bauer and Jason Bourne, institutional corruption and moral ambiguity are a given. Governments do bad stuff?

Well, yeahhhh. No duh.

Chelsea Cain, New York Times Book Review, 22.10.2010

Schön finde ich – Achtung, hier wird es echt „nerdy“ – dass sich hier noch ein Kreis für eine andere Legende schließt – und wenn die Produktion des Filmes das nicht gesehen hat, wäre das um so schöner: Denn so sehr wie ich Sir Alec Guinness immer mit Le Carrés „George Smiley“ identifiziert habe, so sehr hat er mit dem Obi-Wan Kenobi (eigentlich nach einer Figur Akira Kurosawas) auch eine andere Legende für das Weltgedächtnis erschaffen. Und im Prequel zur Star-Wars-Trilogie hat welcher Schauspieler den jungen Kenobi darstellen dürfen? Eben!

Das ist bestes, klassisches, ja, konservatives Action-Kino! Äußerst gutaussehende Darsteller:innen, tolle Locations. Es wird geschossen, Sachen fliegen in die Luft, Autoverfolgungsjagden vor spektakulären Hintergründen. Und Stellan Skarsgård. (Über den gibt es mehr an dieser Stelle!)

Blockbuster!

Dieser Beitrag erschien zuerst am 10.12.2023. Permalink: https://nexxtpress.de/b/Q_H



Spielfilm, UK, 2016, FSK: ab 16, Regie: Susanna White, Drehbuch: Hossein Amini, Produktion: Simon Cornwell, Stephen Cornwell, Gail Egan, Musik: Marcelo Zarvos, Kamera: Anthony Dod Mantle, Schnitt: Tariq Anwar, Lucia Zucchetti, Mit: Ewan McGregor, Naomie Harris, Stellan Skarsgård, Damian Lewis, Khalid Abdalla, Velibor Topić, Alicia von Rittberg, Mark Gatiss, Mark Stanley, Jeremy Northam, Grigori Eduardowitsch Dobrygin, Marek Oravec, Saskia Reeves, Alec Utgoff, Fediverse: @filmeundserien@a.gup.pe


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  1. @mediathekperlen

    Seine Bücher sind noch besser als die hervorragenden Verfilmungen. Alle!

    @filmeundserien

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    1. Mediathekperlen

      Le Carré war schon ein ziemliches Genie und ein großer Stilist, da gebe ich dir vollkommen recht. Ich sehe das ein wenig wie bei Henning Mankell und seinem Wallander. Der Genuss beim Lesen war immer ein ganz anderer, als abends im TV. Aber das ist eben ein Mediathekblog… da bleiben mir irgendwie nur die Filme als Maßstab. 😎

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      1. @mediathekperlen

        Ich wollte Deine Filmempfehlungen überhaupt nciht kritisieren, ich mag sie sehr. Danke dafür!

        Das war eine Empfehlung, parallel die Bücher zu lesen und zwar, so man kann, unbedingt im Original.

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        1. Mediathekperlen

          Hej, alles ist gut! Dein Kommentar ist bei mir nicht im Geringsten als Kritik angekommen! Im Gegenteil! 😉

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  2. @mediathekperlen
    "Dame, König, As, Spion" ist auch großartig! Mit einem genialen Gary Oldman und Colin Firth!

    @filmeundserien

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    1. Mediathekperlen

      Absolut! Oldman war ein ganz hervorragender George Smiley! Unvergessen! 👍 ❤️ 😎

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  3. @mediathekperlen Das Buch, schöner im Original, empfehle ich wärmstens, RezeptionsReihenfolge egal.https://www.nytimes.com/2010/10/24/books/review/Cain-t.html

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