Wenn Sie sich an diesen Film noch aus ihrer Jugend erinnern, dann kann ich nur gratulieren! Sie haben das Rentenalter wahrscheinlich schon erreicht. Und wenn nicht, dann kann es jedenfalls nicht mehr lange dauern. Unter der Voraussetzung, dass die neue Bundesregierung mitspielt – und nicht vorher durch empathielose Politzombies aus dem Weltraum ersetzt wird.
Für mich war dieser SciFi-Horror ja immer ein politischer Film. Und ja, ich war damals eigentlich noch zu jung, um ihn zu sehen. Aber, wie schon an anderer Stelle erwähnt, ich hatte einen guten Freund, der hatte einen großen Bruder und dieser hatte einen Videotheksausweis. So war das, vor Filesharing und Onlinestreaming, liebe Kinder.
Auch wenn ich den „Horror“ selbst heute noch durchaus nachvollziehen kann, und ich habe den Film in den rund 50 Jahren seit seiner Entstehung sicher fünf, sechsmal gesehen, so sonderbar kommt es mir vor, von ARTE nach meinem Alter gefragt zu werden, bevor ich ihn mir bei Tageslicht anschauen darf.
Sicher, 12-jährigen Kindern würde ich das nicht zeigen wollen. Doch schon jede:r 14-Jährige hat auf dem Smartphone sicher härtere Dinge gesehen, als Pflanzen, deren Blüten menschliche Körper übernehmen. Doch so ist es eben. Und am Ende ist es auch richtig, dass den Eltern hier die Entscheidung bleibt, ob die Kinder das zu Hause sehen dürfen. Was diese bei Freund:innen konsumieren, entzieht sich doch ihrer Kontrolle. Wenn es die Kinder denn überhaupt interessiert – was ich eigentlich ernsthaft bezweifeln würde. Einen fast 50 Jahre alten Film hatte ich in dem Alter eigentlich auch nicht ganz oben auf meiner Wunschliste – zumal das dann damals wohl einer von den ersten Tonfilmen hätte sein müssen.
Ich fände es allerdings toll, wenn junge Menschen diese alten Filme wiederentdecken würden. Einfach damit sie eine Chance haben zu verstehen, worauf und woraus das, was sie heute im Kino oder auf ihrem Smartphone sehen können, mal gewachsen ist. Und dafür ist diese SciFi-Schnurre aus den späten 70er Jahren ein ganz hervorragendes Beispiel. Auch weil es schon die modernisierte Version eines anderen schwarzweißen Horrorklassikers (YouTube) von Großmeister Don Siegel (in einem Cameo auch in diesem Film) aus den 50ern war, die später noch mindestens zwei weitere Male neu variiert wurde. – Ich lege mich fest, wenn ich sage, dass diese mir davon die liebste ist.
Wenn Sie mich fragen, warum die Version von Philip Kaufman, bis heute, die beste von allen ist, dann würde ich das damit begründen, dass sie eigentlich noch immer die modernste – und schon damals, in den 70ern absolut auf der Höhe der Zeit gewesen ist.
Und damit meine ich gar nicht etwa die Tricktechnik oder etwa eine aufwändige Ausstattung. Beides war, für einen Science-Fiction seiner Zeit, eher simpel gehalten und einem beschränkten Budget geschuldet. Doch die Filmsprache, die Kamera (Michael Chapman), der Soundtrack, die Erzählweise und der perfekte Cast haben den Film eigentlich über all die Jahre sehr gut altern lassen.
Donald Sutherland ist letztes Jahr erst gestorben. Was für eine große Karriere dieser Kinogigant hatte, wissen sogar die jüngeren noch. Doch so jung und dynamisch haben sie ihn woanders wahrscheinlich nicht wirklich oft gesehen. Über Leonard Nimoy muss ich keine Worte verlieren. Auch wenn die Welt sich an ihn nur mehr mit den Spitzohren erinnert, war auch er ein überaus ernstzunehmender Schauspieler, wenn auch seine Rollen oft nicht die wahren Sympathieträger waren, an die wir uns einfacher erinnern würden. Jeff Goldblum ist inzwischen auch schon über 70 – und exzellent gealtert. Das Gleiche kann ich auch über die wunderbare Brooke Adams behaupten, die sich später leider ungleich rarer im Kino gemacht hat, als ihre männlichen Kollegen.
Das Motiv der Bodysnatcher, ja, da war noch was…
Ein Szenario einer faschistischen/totalitären Dystopie war in den 70er Jahren wirklich keine neue Idee mehr. Und die Art und Weise, wie Regime letztlich absolute Gewalt über eine Bevölkerung erlangen, wurde in all den Filmgeschichten durchaus differenziert. Der Grad der Gewalt, der Grad und die Subtilität der Manipulation und Kontrolle hat sich unterschieden. Und „die Außerirdischen“ in, egal an welchen Film sie sich jetzt erinnern, waren immer nur Platzhalter für jemand anderen. Für Gruppen, für Mächte, die, entweder von außen oder vom tiefen Inneren einer Gesellschaft, absoluten Anspruch auf Hegemonie und niemals den Willen zur Koexistenz hatten.
Demokratie und individuelle Freiheitsrechte sind dazu der grundsätzliche Gegenentwurf. Und deshalb ist deren Überwindung, ja, deren Beseitigung ist immer das erste Ziel „dieser Leute“.
Wenn ich also gestern einen Politiker gesehen habe, der den gegenwärtigen Präsidenten der USA noch vor ganz wenigen Jahren etwa als „Amerikas Hitler“ beschrieb, und heute dessen willfähriger Vizepräsident ist, dann ist das für mich einer, der zu lange an den falschen Blüten geschnüffelt hat – oder auf andere Weise gehirngewaschen wurde. Die modernen Körperfresser betören nicht mehr mit dem Geruch, sondern mit der Aussicht auf Macht und – vor allem – Geld, was nicht erst heutzutage fast dasselbe ist.
Der Werkzeuge gibt es inzwischen viele. Sie werden immer mächtiger. Das stärkste ist immer jenes, welches direkt die Gefühle der Menschen erreicht und sie so zu manipulieren vermag. Und wenn Sie diesen Beitrag etwa über einen Link in einem Social-Media-Netzwerk erreicht haben, dann wissen Sie vermutlich genau, was ich damit meine.
Schlafen Sie nicht ein!
Dieser Beitrag erschien zuerst am 22.04.2025.
Science-Fiction-Horror-Dystopie, USA, 1978, FSK: ab 16, Regie: Philip Kaufman, Drehbuch: W. D. Richter, Produktion: Robert H. Solo, Musik: Denny Zeitlin, Kamera: Michael Chapman, Schnitt: Douglas Stewart, Mit: Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright, Leonard Nimoy, Art Hindle, Lelia Goldoni, Kevin McCarthy, Don Siegel, Tom Luddy, Robert Duvall, Fediverse: @filmeundserien
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