Sean Penn – „Das Spiel der Macht“ (2006)

3.7
(3)
Für mich ist Sean Penn der beste Schauspieler Hollywoods meiner Generation. Wir müssen ihn nicht mögen, um ihn zu respektieren. Dieser Film ist ein Schlüssel zu seinem Selbstverständnis als Chronist und Kritiker der Vereinigten Staaten. Und weil, unter anderen, der unvergessene James Gandolfini hier sein Partner ist, müssen Sie das wohl leider sehen.

 
 
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Und selbst wenn ihnen James Gandolfini mal so gar nichts sagt, weil Sie „The Sopranos“ (1999-2007) nie gesehen haben (Solche Menschen soll es geben, wenn mir das auch ehrlich unverständlich ist.), finden Sie in der Besetzung des Filmes von Steven Zaillian einen Cast, den Sie wahrscheinlich nur auf der Oscar-Verleihung einmal zur selben Zeit im selben Raum gesehen haben.

Neben Sean Penn spielen hier unter anderem Jude Law, Kate Winslet, Mark Ruffalo und Sir Anthony Hopkins in einer Geschichte, die auf einem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman von Robert Penn Warren basiert, der tatsächlich schon 1946 erschienen ist, aber bis heute anscheinend gar nichts von seiner universellen Gültigkeit verloren hat. Denn es geht um Politik. Und zwar in ihrer dunkelsten, korruptesten, menschenverachtensten und gewissenlosesten Ausprägung.

Leider habe ich den Vorgänger dieses Films nie gesehen. Denn er basiert auf einem Film-Noir von Robert Rossen, bei uns erschienen als Der Mann, der herrschen wollte“ (1949). Mit Vergleichen kann ich deshalb nicht dienen. Aus der Wikipedia gemerkt habe ich mir, dass die Geschichte auf tatsächlichen Ereignissen und der Biografie von Huey Pierce Long, einem ehemaligen demokratischen Gouverneur Louisianas beruht.

Auf dem Reißbrett wurde hier also alles richtig gemacht, weshalb das klägliche Scheitern des gleichsam kalkulierten wie kreuzöden Endprodukts umso erschütternder ist. Vielleicht sogar erschütternd für die verantwortlichen Studiostrategen, denen in einer gerechten Welt nicht einmal das Abziehbild eines Preises zustände, mit Sicherheit aber erschütternd für arglose Zuschauer, die sich aufgrund falscher Erwartungen dem zweistündigen Ärgernis aussetzen.

David Kleingers, Der Spiegel, 03.01.2007

Eine amerikanische Geschichte also, vom Tellerwäscher – hier ein Vertreter für Haushaltsreinigungsartikel – zum Gouverneur. Eine Geschichte aus dem Süden, wo Populisten bis in unsere Tage immer noch ein leichteres Spiel haben, an die Macht zu kommen, als an den Küsten im Osten und Westen des Landes.

Gestartet als Außenseiter und Kritiker des korrupten Establishments, landet ein Mann an der Spitze desselben. Schon der Prozess des Aufstiegs verändert Menschen. Macht und Geld sind dann Faktoren, die einen Charakter nachhaltig deformieren können… und hier ganz exemplarisch wirksam sind. Eigentlich ist das eine Geschichte, so alt wie die Menschheit.

Penn und Law, Penn und Ruffalo/Winslet, Penn und Hopkins, das sind schon erinnerungswürdige Konstellationen. Penn und Gandolfini waren allerdings das eine Paar, das sich hier wirklich gefunden hat. Es ist eine echte Tragödie, dass dieser Film ihre einzige Zusammenarbeit bleiben sollte. Weil beide in der Schauspielerei einen Weg gefunden haben, ihre Grenzen immer wieder zu verschieben und selbst alte Klischees immer so interpretiert haben, dass sie niemals als Abziehbilder ihrer selbst geendet sind. Hier kleben sie leider an sich selbst.

Schauen Sie das, wenn schon, unbedingt in der Originalversion. Denn sprachlich ist es eben ganz weit im Süden dessen angesiedelt, was wir als amerikanisches Englisch kennen. Untertitel sind allerdings durchaus empfohlen! 😉

PS: Verpassen Sie besser nicht die Film-Biografie „Sean Penn, Amerikas Enfant terrible“, die ARTE erst 2024 über Sean Penn produzieren ließ. In der langen Reihe hervorragender Profile legendärer Künstler:innen ist das tatsächlich wieder eines, das ich mir sogar mehrfach ansehen werde. Anders, als diesen Film.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 12.05.2025.



Drama, USA, 2006, FSK: ab 12, Regie: Steven Zaillian, Buch: Steven Zaillian, Produktion: Todd Phillips, Ken Lemberger, Mike Medavoy, Arnold Messer, Steven Zaillian, Musik: James Horner, Kamera: Paweł Edelman, Schnitt: Wayne Wahrman, Mit: Sean Penn, Jude Law, Kate Winslet, Patricia Clarkson, James Gandolfini, Mark Ruffalo, Anthony Hopkins, Kathy Baker, Talia Balsam, Paul Ben-Victor, Jackie Earle Haley, Frederic Forrest, Kevin Dunn, Eileen Ryan, Glenn Morshower, Fediverse: @filmeundserien@a.gup.pe



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  1. Avatar von Heike von Schöneberg
    Heike von Schöneberg

    @mediathekperlen @filmeundserien Wenn schon Sean, dann Connery. Okay, andere Generation.

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Die Kombination der beiden wäre durchaus reizvoll gewesen. Wir können festhalten: Es bekommt irgendwie jede Generation den Sean, den sie verdient. 😉

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    2. Avatar von Heike von Schöneberg
      Heike von Schöneberg

      @mediathekperlen Connery ist doch generationsübergreifend seit den 1960ern.

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  2. Avatar von Ԏєηυкι, 手抜き🚀🐧♏ 🔭 ⚫⚪
    Ԏєηυкι, 手抜き🚀🐧♏ 🔭 ⚫⚪

    @mediathekperlen @filmeundserien kaum zu glauben , dass er kurz mit Madonna sogar verheiratetet war 🤔

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Ich bemühe mich immer, solche Beziehungsgeschichten möglichst gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen. Das ändert sich alles immer so schnell. 😅

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