Yvan Attal, Charlotte Gainsbourg – „Der Hund bleibt“ (2019)

Keine lustige Komödie über einen Hund. Auch wenn dieser Hund, ein wahrhaft riesiger Mastino, ein wichtiger Nebendarsteller ist. In einem Ehedrama über ein Paar, welches sich in der Mitte seines Lebens neu organisieren muss. Dass der Regisseur / Hauptdarsteller und seine Hauptdarstellerin sich seit über 30 Jahren in- und auswendig kennen, hat dem Film sehr geholfen. Und der Hund. Der war toll!

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Filmtrailer 2019 / Arthaus / YouTube

Machen wir uns nichts vor, die sogenannte „Mitte des Lebens“ ist eigentlich gar nicht lustig. Ich kenne keinen Menschen, für den der Übergang in den körperlichen Zerfall, die Limitierung der Kräfte, der Rückgang der Libido, die Routine einer jahrzehntelangen Beziehung und der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus etwa nicht zu elementaren Verwerfungen geführt hätte. Den einen trifft alles davon, die andere kann damit etwas besser umgehen.

Das echte Leben. Hervorragender Stoff für eine Komödie also.

Attal und Gainsbourg kennen sich lange und mehr als sehr gut. Das hilft ungemein beim Timing. Und es ist das Geheimnis, warum dieser Film nicht etwa ganz furchtbar geworden ist. Absolut vorstellbar, dass die beiden genau so miteinander umgehen. (Ihr ältester Sohn, Ben Attal, durfte auch mitspielen.) Und das meint, was geschrieben steht: „vorstellbar“. Denn darauf kommt es an, beim Schauspiel. Würden sie tatsächlich nur sich selber gespielt haben, dann wäre es vermutlich aber nur halb so interessant, ihnen dabei zuschauen zu dürfen.

Die Geschichte ist kurz zusammenzufassen. Eigentlich habe ich das im ersten Absatz schon. Handlung gibt es nicht viel und alles, was passiert, passiert in sehr kurzer Zeit. Da kommt es also um so mehr darauf an, die Menschen in diesem Film interessant zu machen, für das Publikum. Und dafür ist der Hund „Stupide“, quasi ein Geschenk, denn sonst wäre es vielleicht doch nur ein endloser Dialog zweier Eheleute geworden… das kann das intellektuelle Kino in Frankreich wie nirgendwo sonst auf der Welt. Aber wollen wir das sehen?

Ich bin ein Hundemensch, ich liebe diese Tiere. Und ich bin über die Mitte meines Lebens auch schon ein paar Tage hinaus. Insoweit bin ich durchaus bereit, mich mit diesem „Henri“ zu identifizieren. Allerdings ist seine Welt mir fremd.

Ein Schriftsteller zu sein, der mit seinem ersten Roman reich und berühmt wurde, um dann 25 Jahre nichts anderes großes mehr zu schreiben und stattdessen vier Kinder mit einer ebenso ambitionierten Frau zu bekommen, die ihre eigene vielversprechende Karriere eben dieser Kinder willen aufgibt, um dann festzustellen, dass auch noch das Geld bald alle ist… da scheitert mein Identifikationsversuch schon am ökonomischen Wohlstand dieser Leute und an deren Milieu.

Diese Menschen sind also weit weg. Gar keine Frage. Aber sie sind eben auch durchaus noch unangenehm nahe dran. Wenn wir nur die Berufe, die Kulissen und die schon erwähnte Ökonomie, den Porsche und die Villa subtrahieren. Dann erkennen wir plötzlich doch uns selber. Oder Teile von uns, oder Menschen, die wir kennen. Und eigentlich geht es auch nur und genau darum. Dann ist das ganze nicht mehr nur intellektuell, sondern plötzlich existenziell. Wir müssen das wollen und aushalten. Dann gehts.

Ich wollte mit keinem, der beiden freiwillig tauschen wollen. Gelernt habe ich nichts in diesem Film. Aber eine Menge wiedererkannt.

Die Villa am Meer und den Porsche würde ich nehmen. Und den Hund.

Hinweis: Der Film enthält einige homophobe Sprüche, die über den Hund fallen oder an ihn gerichtet werden. Das ist nicht lustig. Da ich des Französischen nicht im Ansatz mächtig genug bin, um das am Original des Filmes zu überprüfen, kann ich dafür auch nicht etwa die Synchronisation verantwortlich machen. Für den Film sollen diese Situationen „befreiende Komik“ sein, das sind sie auch. Ich finde diese aufgrund dieser blöden Sprüche aber leider missglückt. Zumal kein Mensch, der/die sich tatsächlich mal länger mit Hunden beschäftigt hat, die gezeigten Übersprungshandlungen des Tieres sexuell deuten würde. Das tun nur dumme Menschen, die wirklich keine Ahnung haben.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 20.04.2025.



Beziehungs-Drama, Frankreich, 2019, FSK: ab 12, Regie: Yvan Attal, Drehbuch: Dean Craig, Yaël Langmann, Yvan Attal, Produktion: Florian Genetet-Morel, Georges Kern, Vincent Roget, Kamera: Rémy Chevrin, Schnitt: Célia Lafitedupont, Mit: Yvan Attal, Charlotte Gainsbourg, Pascale Arbillot, Éric Ruf, Panayotis Pascot, Ben Attal, Adèle Wismes, Pablo Venzal, Fediverse:



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