Ok, ja, klar… wenn „El Mariachi“ und „Desperado“ sich heute durch den Blog geballert haben, dann darf auch der dritte Teil der Trilogie nicht fehlen. Zumal ZDFneo hier endlich einmal alles richtig gemacht hat und die ganze Reihe in derselben Nacht gezeigt hat. Allerdings, und das war echt frustrierend, den zweiten Teil, vor dem dritten, vor dem ersten. Was sollte das denn, @ZDF?
Die Frage war natürlich rein rhetorisch. Denn dem ZDF ist das Fernsehen um die Uhrzeit eigentlich egal. Um uns, das Publikum, geht es da einfach nicht mehr. Jedenfalls, solang wir nachts noch lebendig genug vor der Glotze hängen. Denn der ganze Sender, dieses „neo“ ist im Grunde nur vorgeschoben, um durch Ausstrahlung dort einen Vorwand zu haben, das Material auf die Streaming-Plattform stellen zu dürfen. Die Staatsverträge wollen das so. Und dem ZDF ist es recht. Denn ein Fernsehsender will es eigentlich ja auch nicht mehr sein.
Für Cineast:innen oder Mediathekjunkies wie mich, ist das alles natürlich nur irrelevante Begleitmusik. Für uns ist es wichtig, dass „der Stoff“ auch online verfügbar ist. Hauptsache ist, dass wir Nachschub haben. Für den direkten Konsum, für die Aufzeichnung zum wiederholten und selbstbestimmten Genuss und natürlich für diesen Blog. Warum wir klicken, ist egal. Hauptsache, wir tun es. Weil das, was wir tun, gemessen wird.
Eigentlich hat Robert Rodriguez den dritten Film seiner Reihe über den Mann mit der Gitarre aus ganz ähnlichen Gründen gemacht. Hollywood war gierig nach Content. Und er war bereit, ihm den zu liefern.
Der erste Teil „El Mariachi“ (1992) war eine verdammte Sensation. Ein Film, hergestellt mit siebentausend Dollar und nicht als Liebe zum Kino. Das Werk eines leidenschaftlichen Filmemachers. Reduziert auf das Wesentliche, mit Darsteller:innen, die keine:r kannte und einem Regisseur, der sein eigener Autor, Produzent, Kameramann und Cutter war.
Damit hat Rodriguez es vermocht, das System zu provozieren. Fast hätte er geschafft, es zu sprengen. Denn seine Antithese zur kapitalistischen Filmindustrie war ein durchschlagender globaler Erfolg, ein Manifest, von dem selbst Marx/Engels nur hätten träumen können. Für einen Mann mit nichts als einer Kamera war es möglich, das globale Kinopublikum in seiner eigenen Sprache zu erreichen.
Was machen Konzerne in einem solchen Fall? Sie kaufen die Konkurrenz, bevor sie zu mächtig wird. Und so haben sie auch Rodriguez gekauft. Sie haben ihn „zugeschissen mit ihrem Geld“ (Heinrich Haffenloher).
Das Ergebnis, „Desperado“ (1995), war leider geil. Sonst hätte ich den Film hier nicht feiern wollen. Und gerade der Vergleich der beiden Filme, essenziell nach dem gleichen Drehbuch, macht klar, wie genial die 7.000 Dollar Originalversion schon gewesen ist, wenn sie auch als 7.000.000 Dollar Kopie ihrer selbst noch besteht.
Das ist überhaupt ein gutes Prinzip, der Qualität eines Filmes auf den Grund zu gehen. Stellen Sie sich einfach vor, was Sie sehen, hätte nur über ein Budget verfügt, das nur ein Tausendstel von dem betragen hätte, was tatsächlich für den Film ausgegeben wurde. Wenn das in ihrer Vorstellung funktionieren würde, dann muss es ein guter Film gewesen sein.
In der Filmindustrie Hollywoods funktioniert es oft bedauerlicherweise genau andersherum.
Bei Rodriguez war es Harvey Weinstein, der gemeinsam mit seinem Bruder Bob seit 1993 das Geld des Disney-Konzerns vermehren sollte. Aus ihrem gemeinsamen kleinen Independent-Studio wurde also eine Filiale des größten Unterhaltungskonzerns der Welt. Eigentlich unerklärlich, warum es nie eine „Pulp Fiction“ Achterbahn in einem der Amusementparks gegeben hat.
29.000.000 Disney Dollars waren es, mit denen Roberto Rodriguez überredet werden konnte, seinen Mann mit der Gitarre zum dritten Mal auf die staubigen Landstraßen zu schicken. Dieses Mal mit einem Drehbuch, welches er angeblich in nur 6 Tagen geschrieben haben soll und zum ersten Mal mit Digitalkameras, um von dem vielen Geld mehr Explosionen bezahlen zu können, statt es in teure analoge Technik und langsame Filmlabore investieren zu müssen.
Das alles sehen wir dem Film bedauerlicherweise auch an.
Antonio Banderas und Salma Hayek sind so schön wie nie zuvor. Doch an die verrückte Intensität des Vorgängers kommt ihre Geschichte und auch ihr Spiel einfach nicht heran. Johnny Depp und Mickey Rourke laufen durch die Szenerie als wären sie im Urlaub, selbst Rubén Blades, einer meiner persönlichen Lieblingskünstler aller möglicher Disziplinen, verkauft sich unter seinem Wert. Und Enrique Iglesias, Willem Dafoe und Danny Trejo sind, jeder auf seine Weise, sicher sehr schöne Männer und große Künstler… mit einem jeweils ganz eigenem Publikum, aber richtig was zu tun haben sie hier eigentlich auch nicht.
Für mich war „Once Upon a Time“ eine ziemliche Enttäuschung. Vielleicht war diese aber auch unvermeidlich. Vielleicht hätte der Hype um die ersten beiden Filme von Rodriguez mir auch eine Warnung sein sollen. Das habe ich bei ihm nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal erlebt. Und so ist ja auch das ganze Leben… Lehrreich. Irgendwie…
Erst für „Machete“ (2010) ging Rodriguez zurück nach Mexico, um einen Film zu drehen, der Danny Trejo ein ewiges Denkmal gesetzt hat. Das erst war, für mich, der würdige Abschluss, den die mexikanische Trilogie verdient hat.
Wenn das @ZDF hier mitliest: Zur Kompensation wünsche ich mir nun „The Mexican“ (2001). Den Film habe ich nur als mittelmäßige DVD im Regal. Und weil ich ein wahnsinniger Fan von James Gandolfini bin, wäre eine Wiederholung auf Neo, egal an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit, ein großes Geschenk für mich. Unter der Bedingung der Online-Verfügbarkeit, natürlich! 😉
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 02.05.2025.
Actionfilm, USA, Mexico, 2003, FSK: ab 18, Regie: Robert Rodriguez, Drehbuch: Roberto Rodriguez, Produktion: Elizabeth Avellan, Carlos Gallardo, Robert Rodriguez, Musik: Robert Rodriguez, Kamera: Robert Rodriguez, Schnitt: Robert Rodriguez, Mit: Antonio Banderas, Salma Hayek, Johnny Depp, Mickey Rourke, Eva Mendes, Rubén Blades, Danny Trejo, Enrique Iglesias, Cheech Marin, Willem Dafoe, Fediverse: @filmeundserien, @ZDF
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