Ein Fest für Robert De Niro…

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Zum achtzigsten Geburtstag des amerikanischen Schauspielers & Regisseurs zeigen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten eine Retrospektive auf fast allen Kanälen. Und womit? Mit Recht! Eine Übersicht über die Festivitäten…:

Ich weiß ja nicht, wie sie das sehen. Robert de Niro hat uns in in den Filmen seiner langen Karriere so viele einzigartige Auftritte hinterlassen, wie unterdurchschnittliche, uninspirierte, überflüssige ebensolche. Bei ihm bin ich äußerst ambivalent. Lieblingsschauspieler? Vielleicht, vielleicht nicht. Aber ein Gigant ist er doch. Der darf auch mal Filme aus Langeweile machen. Oder für’s Geld. Ich bin tatsächlich Allesseher. Und da gäbe es zu seinem Geburtstag theoretisch natürlich eine Menge „alles“ wiederzusehen.

Zunächst natürlich, quasi vorweg, als Präambel, De Niros glorioser Rant aus dem Oktober 2016, kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen. Ein New-Yorker Strassenkind gegen das andere. Wer gewonnen hat, wissen wir inzwischen auch. „Die Geschichte wiederholt sich immer zweimal – das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce.“ Wird Karl Marx auch hier recht behalten? Da bin ich nicht sicher…

Robert De Niro on Trump: „I’d like to punch him in the face“ (2016)

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Doch zum hier und jetzt…: Die ÖRR tun offensichtlich, was sie können (und dürfen), um dem Anlass gerecht zu werden. Leider schafft nicht wirklich alles davon es auch in die Mediatheken. Doch immerhin ist die Auswahl exzellent, wenn auch, im Angesicht des Gesamtwerkes, natürlich lückenhaft .:


Sonntag, 20.08.23 – Casino – USA 1995 (Casino)

Regie: Martin Scorsese | 22:00 | 3Sat | Bis 22.08.2023 in der Mediathek!

Wenn sie mich fragen, zusammen mit Goodfellas (1990), der es leider nicht in das TV-Programm geschafft hat, tatsächlich „der beste“ DeNiro aller Zeiten. Gleiches gilt für Martin Scorsese. Für die Neunziger Jahre und alle Zeit danach, sind diese Filme tatsächlich der Maßstab an dem nicht nur das Mafia Genre zu messen ist. Und ja, tatsächlich würde ich Coppolas „Der Pate I. bis III.“ hier erst an dritter Stelle sehen. Und dann natürlich „The Sopranos“… aber das ist eine andere (lange) Geschichte.


Montag, 21.08.23 –  Die durch die Hölle gehen USA/Großbritannien 1978 (The Deer Hunter)

Regie: Michael Cimino | 21:35 | ARTE | nur linear | Wiederholung am 26.08.2023 um 00:35 Uhr

Als 1965 geborener war Ciminos Werk für mich der erste Film einer ganzen Reihe, aus denen ich begann über den Vietnamkrieg zu lernen. Im Kino durfte ich den Film (FSK 16) damals eigentlich noch gar nicht sehen. Doch gab es immer Mittel, Wege und Hintereingänge. Für mich war dieser Film und gerade auch De Niro tatsächlich ein Schlüsselerlebnis – und auch ein Grund mich mit dem Thema Kriegsdienstverweigerung intensiv zu beschäftigen. Im historischen Rückblick ist vieles an dem Film nicht mehr haltbar. Insbesondere die Darstellung der vietnamesischen Seite ist nur mit ultra-amerikanischer-Propagandabrille akzeptabel. Doch liegt die Stärke des Filmes in der absoluten Nahbarkeit der Darsteller. Dem Realismus und der sozialen Wirklichkeit ihrer Geschichten. Den Preis eines jedweden Krieges zahlen immer zuerst die, die auch ökonomisch ohnehin nicht viel mehr zu verlieren haben, als ihr pures Leben.


Sonntag, 27.08.23 Heat – USA 1995

Regie: Michael Mann | 21:55 | ARTE | Bis 30.08. in der Mediathek!

Regisseur Michael Mann ist ein unglaublicher Ästhet, ein Designer-Regisseur-Autor. Wenn sie sich an „Miami-Vice“ erinnern, wissen sie was ich meine. Als Autor und Regisseur fällt mir bis heute kaum jemand ein, der das Set-Design derartig als dramatisches Mittel beherrscht (Beim Nachdenken, Ridley Scott vielleicht?). Hier gelingt es Mann nicht nur, zum ersten Mal in der Geschichte, die Giganten Pacino und De Niro nicht nur im gleichen Film – das hatte schon Coppola in „Der Pate II.“ – sondern gemeinsam in den gleichen Szenen auftreten zu lassen. Die knapp 3 Stunden dieses epischen Thrillers üben tatsächlich einen tiefen Sog aus. Sich den miteinander verwobenen Geschichten zu entziehen ist fast unmöglich – allerdings nur wenn sie so was mögen. Die US-Kritik hat ihn mehrheitlich verrissen. Europa und der Rest der Welt hat den Film geliebt.


Sonntag 27.08.23Der gute Hirte – USA 2006

Regie: Robert De Niro | 3Sat | 20:15 | Mediathek ab 27.08.20:45 Uhr

Wenn sie sich nur einen Film aus dieser recht umfangreichen Liste ansehen wollen, dann möchte ich ihnen diesen Spionagethriller nahelegen. Bemerkenswert daran ist nicht nur die außergewöhnliche Dichte der spannenden Geschichte oder der hochkarätige Cast mit Matt Damon, Angelina Jolie, Alec Baldwin, John Turturro und Robert De Niro, sondern vor allem die Tatsache das es sich dabei (nur) um das zweite Regiewerk De Niros höchstselbst handelt. Schon „In den Straßen der Bronx“ (1993) hat dieser sein unzweifelhaftes Regietalent bewiesen – weil er, wie als Darsteller in seinen besseren Filmen, Geschichten lesen und scheinbar tatsächlich in ihnen aufgehen kann. Es wäre vermutlich ein Geschenk für das Kino und uns alle gewesen, wenn De Niro diesem Teil seines Talents mehr Raum eingeräumt hätte. Ich hätte ihm zugetraut als Regisseur neben Clint Eastwood die „andere“ Seite von Amerikas Kino zu repräsentieren.


Mittwoch, 30.08.23Immer Ärger mit Grandpa – USA 2020

Regie: Tim Hill | 20:15 | ZDF | Mediathek ab 31.08. 21:40 Uhr

Ok… das muss nun leider… denn er ist alt – und er braucht das Geld. Von den „Komödien“ De Niros rate ich eigentlich eher ab. Denn nur selten sind sie die Lebenszeit wirklich wert. Aber wenn gerade schlechtes Wetter ist, sie gerade Zeit und nix besseres vor haben, schauen sie sich das ruhig an. „Grandpa“ steht hier in einer lange Reihe kommerzieller – und durchaus auch sehr erfolgreicher – Komödien des großen Schauspielers… Allerdings leben diese Filme auch davon, dass er sich ihn ihnen eigentlich nur mehr wiederholt. Haben sie eine gesehen, haben sie alle gesehen. Nichtsdesdotrotz ist der Klamauk meistens nett, die Komik funktioniert und die Geschichten tun wirklich niemandem weh. (Mit Uma Thurman, Christopher Walken, Cheech Marin, Jane Seymour ua…)


Freitag, 01.09.23Taxi Driver – USA 1976 (Taxi Driver)

Regie: Martin Scorsese | 21:50 | ARTE | nur linear

Natürlich ist „Taxi Driver“ bei jeder Robert De Niro Retrospektive Pflicht. Nach „Mean Streets“ (1973) und vor „Raging Bull“ (1980) begründeten Scorsese und De Niro hier endgültig den Mythos, der über bis in die jüngste Gegenwart halten sollte. Auch kulturhistorisch ist der Film ein Meilenstein. Mir allerdings fällt der Zugang hier am schwersten. Ich bewundere De Niro für seine Darstellungskunst, der Film ist inszenatorisch ein Meisterwerk seiner Zeit – und sein kultureller Einfluss reicht bis in unsere Zeit. Vermutlich ist es auf ewig auch einer DER ultimativen New-York-City Filme… Ja, mensch muss diesen Film gesehen haben. Doch mir fällt es schwer, ihn dafür zu lieben.


Seit 17.08.2023 – Blow Up – Worum geht’s bei Robert De Niro? (2019)

ARTE | bis 14.11.2025 in der Mediathek

Ausser Konkurrenz hier die Reihe „Blow Up„. Ein besonderer Grund, warum ARTE sich fortwährend um das Kino verdient macht. Mehr als 50 Jahre einer Weltkarriere in 15 Minuten. Perfekt für die Aufmerksamkeitsspanne von Smartphonenutzer:innen und von TikTok sozialisierten jungen Menschen denen die Wikipedia zu lesen zu mühsam ist. 😉


Und zuletzt noch eine Würdigung im Kulturmontag von den Freund:innen beim ORF aus Österreich (ohne Geoblock). Wohl die beste derzeit verfügbare Übersicht in das monströse Gesamtwerk De Niros:

Nur noch bis zum 21.08. – Robert De Niro – der Mann hinter dem Weltstar

„Robert De Niro gilt als bester Filmschauspieler seiner Generation. Seine Porträts von Gangstern, Mafiosi und sozial gestörten Männern, die immer auch Verletzlichkeit offenbaren, sind in den Kanon der Filmgeschichte eingegangen. Regisseur Jean-Baptiste Péretié analysiert die Rollengestaltung des zweifachen Oscar-Preisträgers über die Jahrzehnte hinweg und gibt so den Blick frei auf einen vielschichtigen Schauspieler, der sich extreme Charaktere einverleibt hat.“


Diese Übersicht hat keinesfalls den Anspruch vollständig zu sein. Weil es so unendlich schwer ist, aus allen ÖRR Mediatheken und Fernsehprogrammen überhaupt einen sinnvollen Überblick zu extrahieren. So basiert diese Liste nur auf manuellen Suchabfragen und hat deshalb vermutlich auch hier oder dort etwas übersehen. Für Korrekturen und Nachträge ist der Autor deshalb äußerst dankbar!


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  1. @extradienst
    „Weil es so unendlich schwer ist, aus allen ÖRR Mediatheken und Fernsehprogrammen überhaupt einen sinnvollen Überblick zu extrahieren.“ ???
    https://mediathekview.de/ !!! 😉

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    1. @aton Ja, die Software ist schon wahnsinnig gut! Läuft hier jeden Tag. Aber sie kann ja nur die Informationen darstellen, welche die Mediatheken bereitstellen. Und das ist bei Filmcredits leider oft weniger als nix… So findet sie auch (fast) nix. 🧐

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