Neil Jordan – Mona Lisa (1986)

Ein Denkmal für Bob Hoskins und Robbie Coltrane ist dieser kleine Film von Neil Jordan. Und ein Klassiker des britischen Kinos. Bei Arte darf er ganz hinten in der Mediathek schon seit April Nostalgiker:innen wie mich beglücken. Wer weiß eigentlich, wie viele von uns es noch gibt?

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In das Kino gegangen bin ich damals nur für Neil Jordan. Sein „Rotkäppchen für Erwachsene“ „Die Zeit der Wölfe“ hatte mich 1984 einfach nicht losgelassen. Und wenn ich ehrlich bin, würde ich mir diesen Film gleich morgen wieder ansehen um die Erinnerung daran noch einmal aufzufrischen. Ich habe ihn sehr geliebt.

„Mona Lisa“ war anders. Das zu begreifen, hat nur wenige Minuten gebraucht. Diese Geschichte ist kein Märchen, sondern eine Großstadtballade. Eine andere Welt. Ganoven in London. Einsame Menschen. Kleine, prekäre Leben. Nachtclubs, Sexshops, Pornokinos, Prostitution. „Mona Lisa“ steht für ein Edel-Callgirl in den Fängen eines lokalen Gangsters. „Mona Lisa“ steht aber auch universell für die Liebe, für das „sich verlieben“ in das Bild eines anderen Menschen. Loyalität. Freundschaft. Familie.

Das Drehbuch von Neil Jordan und David Leland ist eigentlich zu zart für einen Thriller. Nichtsdestotrotz ist es kein Liebesfilm, sondern ein hartes Neo-Noir-Melodram, das sich über die Laufzeit des Films in radikale Spannung steigert – mit einem der besten Soundtracks meiner Erinnerung.

George, dieser nahbare, normale, etwas zu kleine Mann, mit etwas zu wenig Haaren auf dem Kopf und einem großen Herzen, hätte von niemand anderen gespielt werden können als Bob Hoskins. Es bleibt für mich die beste – und vollkommen zu Recht vielfach preisgekrönte – Rolle für den Mann, für den damit auch die Hollywood-Karriere nicht mehr aufzuhalten war.

So gut Mr. Hoskins auch ist, und er ist großartig (er teilte sich den Preis für den besten Schauspieler bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes für seine Arbeit in diesem Film), er trägt “Mona Lisa“ nicht allein. Miss Tyson (die in England geborene Nichte von Cicely Tyson) hat eine magische Filmpersönlichkeit, die hier schön, intelligent und knallhart ist. In ihren gemeinsamen Szenen kommen Mr. Hoskins und Miss Tyson dem Ziel sehr nahe, das Absurde als bedeutsam und bewegend erscheinen zu lassen.

, The New York Times, 13.06.1986)

Robby Coltrane, Hoskins loyaler Freund, war meine Entdeckung… der – damals noch Stand-Up-Comedian – sollte sich wahrhaftig zu einem „Giganten“ des britischen Kinos entwickeln. Wenn sie die Harry-Potter-Filme gesehen haben, wissen sie, wer Rubeus Hagrid war. Allen anderen bleibt Valentin Dimitrovich Zukovsky.

Der Film läuft bei Arte noch bis Ende Januar. Nehmen sie das als offene Einladung, die sie wahrnehmen können, ganz wie es ihnen beliebt. Aber verpassen sie diesen schmutzigen Edelstein nicht.


„Mona Lisa“ – in der Arte Mediathek bis 30.01.2024

Thriller, Großbritannien, 1986
FSK: ab 18
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: Neil Jordan, David Leland
Produktion: George Harrison, Denis O’Brien
Musik: Ray Evans, Michael Kamen
Kamera: Roger Pratt
Schnitt: Lesley Walker
Mit: Bob Hoskins, Cathy Tyson, Michael Caine, Robbie Coltrane, Clarke Peters, Kate Hardie, Zoë Nathenson, Sammi Davis, Rod Bedall, Joe Brown, Pauline Melville


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