Roadmovie – Sommer auf drei Rädern (2022)

Humor haben sie ja bei ARTE. Stellen sie doch Ende Dezember einen Film in ihre Mediathek, der nicht nur ein ultimatives Roadmovie ist, sondern auch ein ultimativer Sommerfilm – und ein überaus würdiger Nachfolger von Fatih Akins „Tschick“. Was wiederum eines der größten Roadmovies und einer der Sommerfilme aller Zeiten ist. Aufmerksame Leser:innen wissen, wie sehr ich den Film verehre.

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Mensch darf ja im Kino auch einfach mal bekloppten Spaß haben: An einer verrückten (Liebes-) Geschichte, an großartigen (jungen) Darsteller:innen und an einem der ultimativ unwahrscheinlichsten Fluchtfahrzeuge der Filmgeschichte. Kein alter Lada, kein 25 km/h Mofa, sondern eine 11 PS APE, das Fahrzeug, das bis heute einen signifikanten Anteil der lokalen Logistik italienischer Altstädte auf seinen schmalen Rädern schultert – und das nur zu fahren eigentlich schon selbst ein großes Abenteuer ist.

Für mich war von Anfang an klar, dass sich Flake, Kim und Daniel in so einer Komödie wie unserer nicht in einem Ford Mustang auf den Weg machen können. Unser Film ist zwar ein Roadmovie, aber er spielt zwischen Stuttgart und Bregenz. Da gibt es gar nicht diese endlosen Strecken, die in einem klassischen Hollywood-Roadmovie zurückgelegt werden, und das muss sich meiner Meinung nach auch in dem Gefährt widerspiegeln. Davon abgesehen finde ich es aus dramaturgischer Sicht spannend, dass dieses langsame, dreirädrige Auto bereits ein Hindernis an sich darstellt.

(Marc Schlegel, Giganten Film)

Ich weiß nicht, was am Anfang der Geschichte stand, als Marc Schlegel sie sich ausgedacht hat. Ob es die Teenager-Liebesgeschichte, die Drogenmafiastory, der Kaninchenzüchter-Nazi-Prepper, oder die unwahrscheinliche APE war, kann ich nur vermuten. Ich tendiere zu der Annahme, dass es das „Auto“ war. Wichtig ist das aber nicht. Denn wichtig für ein Roadmovie ist allein die Reise, nicht das Gefährt.

Die drei Kids die hier ins Leben unterwegs sind, stehen für uns alle. Wir alle waren mal 18 und hatten keinen Plan. Jedenfalls keinen, der bis zum Ende durchdacht und in seinen Konsequenzen abgewogen war. Das alles haben wir erst gelernt, als wir es versucht haben. Ein Sommer, der nächste Sommer, das war noch ein ganzes Leben.

Manchmal braucht es erst eine Reise mit einem italienischen Mopedauto durch die Provinz, kaninchenzüchtende Neonazis und einen Rucksack voller Koks, bis man kapiert, dass die Dinge mit der Zeit besser werden. Dass man nicht ewig Jungfrau bleibt. Und dass man kein Außenseiter mehr ist, wenn man sich mit anderen Außenseitern verbündet.

(Flake)

Und nur weil sie jetzt „Kids“ gelesen haben, ist das hier absolut ein Film, der so sehr für Erwachsene, wie für Teenager gemacht wurde. Wichtig ist nur, dass sie sich noch vorstellen können, „einfach loszufahren“.

Ich wünsche es ihnen!


„Sommer auf drei Rädern“ – in der ARTE Mediathek bis 26.03.2024

Roadmovie, Deutschland, 2022
FSK: 0
Regie: Marc Schlegel
Drehbuch: Marc Schlegel, Roland Hablesreiter
Produktion: Gerrit Klein, Adrian Goiginger
Musik: Alexander Wolf David, Andreas Pfeiffer
Kamera: Mortimer Hochberg
Schnitt: Sebastian Schreiner, Barbara Seidler
Mit: Jakob Schmidt, Emma Floßmann, Daniel Rodic, Simon Böer, Johanna Hens, Annika Ernst, Alexander Schubert, Timur Bartels, Wilson Gonzales Ochsenknecht, Fritz Karl, Marlene Morreis

 


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