Aus einem zusammengestümperten Skript, das Jahre in der Entwicklung war und dabei ein halbes Dutzend Autoren (alles Männer) verschlissen hat, noch einen Blockbuster zu machen, das gelingt nicht vielen. Alan J. Pakula hat es dennoch irgendwie hinbekommen – und dabei noch zwei Superstars und deren Egos soweit unter Kontrolle – dass ein ansehnlicher Polit-Thriller dabei herausgekommen ist.
Wobei, das mit der „Politik“ hier eigentlich nur „Folklore“ ist. Denn für eine tiefere Auseinandersetzung mit den (Nord-)Irischen „Troubles“ fehlt dem Film doch einiges. Wichtiger war es, für Harrison Ford und Brad Pitt eine Geschichte zu erfinden, die es beiden erlaubt hat ihren Status des „moralisch auf der richtigen Seite“ stehenden Protagonisten nicht zu kompromittieren. Der eine ist ein New-Yorker-Cop und der andere ein Kämpfer der IRA. Dazwischen ein sprichwörtlicher Ozean moralischer Abgründe und eine geteilte irisch-katholische Identität.
Im Abstand von fast 30 Jahren ist das Buch nicht tatsächlich besser geworden. Doch ist der Film in vielfacher Hinsicht inzwischen auch ein zeithistorisches Dokument. Denn so jung (und schön?) haben wir Ford und Pitt schließlich danach nie wieder gesehen. Für Regisseur Pakula sollte es schon der letzte Film gewesen sein. Nur ein Jahr nach der Premiere starb er bei einem Autounfall. „Vor seiner Zeit“, wie zu solchen tragischen Todesfällen häufig geschrieben wird. Er war 70 Jahre alt und sicher noch nicht am Ende seiner langen und überaus erfolgreichen Karriere.
Was mir an dem Film besonders gefällt, ist, neben der Tatsache dass Pakula hier auch einen halbwegs authentischen New-York-City-Film gedreht hat, auch seine Besetzung in zwei seiner größeren Nebenrollen. Die noch sehr junge Natascha McElhone hat sich hier nachdrücklich bei so ziemlich allen Besetzungsbüros zwischen London, Belfast und Hollywood beworben. Und wie wir heute wissen, war sie überaus erfolgreich damit. Eine fantastische Frau!
Für mich ein echter Bonus war zudem Rubén Blades als Cop und Partner von Harrison Ford. Ich bin, seit seinem Auftritt 1985 beim WDR Rockpalast in der Grugahalle in Essen, vielleicht sein größter Fan, jedenfalls nördlich von Emscher und Lippe. Ein faszinierender Typ, authentischer Schauspieler, großer Musiker, bewundernswerter Polit-Aktivist und durch und durch spannender Mensch. Ein seltener Gast im deutschen Fernsehen und schon deshalb das Einschalten wert.
„Vertrauter Feind“ – in der ZDF Mediathek bis 24.02.2024
Thriller, USA, 1997
FSK: ab 12
Regie: Alan J. Pakula
Drehbuch: David Aaron Cohen, Kevin Jarre, Vincent Patrick
Produktion: Donald Laventhall, Lloyd Levin, Robert F. Colesberry
Musik: James Horner
Kamera: Gordon Willis
Schnitt: Tom Rolf, Dennis Virkler
Mit: Harrison Ford, Brad Pitt, Margaret Colin, Rubén Blades, Treat Williams, Natascha McElhone, Julia Stiles, David Wilmot
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