Tom Tykwers erster Aufschlag mit einem Spielfilm im Kinolänge geschah 1993 auch beim ZDF. Und dort sehen wir ihn heute wieder – als Teil der Retrospektive „60 Jahre Junge Filme“ in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Für Joachim Król, den Bergmannssohn aus Herne war der Film sozusagen ein Durchbruch im dramatischen Fach, nachdem er im gleichen Jahr schon mit Detlev Bucks Roadmovie-Klassiker „Wir können auch anders“ einen Hit in den Programmkinos der Republik gelandet hat.
Nina Petri hat sich mit der Maria ein Denkmal gesetzt. Das ist jedenfalls meine feste Meinung. Ob es auch die Absicht des Regisseurs war, dieser Ausnahmeschauspielerin diesen Film zu schenken, oder ob sie es war, die ihre Gelegenheit sich unvergesslich zu machen einfach nur genutzt hat. Für beide war es – gerade auch mit dem heutigen Abstand von 30 Jahren – ein Meilenstein.
Joachim Krol dagegen, der Pol von Normalität in diesem Horror-Thriller voll häuslicher Gewalt und Mißbrauch, spielt im Grunde nur eine frühe Inkarnation von sich selbst. Zurückgenommen, schleicht er sich herein, in den Film, als bescheidener, unauffälliger, freundlicher Mann von gegenüber. Aus seiner, im Vergleich, eher kleinen Rolle, zumal neben dieser Partnerin, einen bleibenden und erinnerungswürdigen Charakter zu formen, ist ihm bei mir und für mich restlos gelungen.
Ansonsten lebt der Film in erster Linie von seinen Bildern. Tykwer experimentiert noch mit Film, Sprache und der Geschichte. Nicht alles passt zusammen und oft war mir unverständlich, warum die Dinge geschahen, die ich sah. Dass aus dem Regisseur mal eines der, auch kommerziell, erfolgreichsten deutschen Kinogenies der Gegenwart werden sollte, hätte ich vor dreißig Jahren kaum vorhersagen können. Um so reizvoller ist es eben deshalb, heute noch einmal nachzusehen.
Fünf Jahre später ist Lola losgerannt, der Rest ist Geschichte.
Spielfilm, Deutschland, 1993
FSK: ab 16
Buch & Regie: Tom Tykwer
Produktion: Stefan Arndt, Tom Tykwer
Musik: Tom Tykwer
Kamera: Frank Griebe
Schnitt: Katja Dringenberg
Mit: Nina Petri, Katja Studt, Juliane Heinemann, Josef Bierbichler, Peter Franke, Jean Maesér, Joachim Król, Rolf Peter Kahl, Renate Usko, Georg Winterfeld, Tom Spieß, Andreas Petri, Ortwin Spieler, Peter Hommen, Walfriede Schmitt, Astrid Vonhoff, Heidi Klotz, André von Champorcin, Peter Lichtefeld
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