Sandra Hüller, Peter Simonischek – Toni Erdmann (2016)

Ich habe selbst zu lange in einer Blase von Expats in Ländern gelebt, deren Sprache ich nicht verstand, um Probleme zu lösen, welche die Menschen die dort lebten und arbeiteten eigentlich gar nicht hatten, um von Toni Erdmann, dem Investor und bestem Kumpel von Ion Tiriac nicht erschüttert worden zu sein. Meine Fresse, den hätte ich so gebraucht!

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Jeder Film, jedes TV Programm ist für Zuschauer:innen immer eine Investitionsentscheidung mit dem Risiko des Totalverlustes. Kein Fernsehen ist natürlich eine Lösung. Es zwingt sie ja keine:r! Doch wenn sie aufgrund von glücklichen Umständen etwas Kapital auf der Seite haben – und die Bereitschaft sich für fast drei Stunden zu engagieren, dann empfehle ich sehr gerne und wieder einmal diesen Film! Der mögliche Ertrag ihrer Investition kommt ein wenig auf ihre mentale Disposition und ihre damit einhergehende Risikobereitschaft an, so kann ich einen Profit natürlich nicht garantieren. Jede:r Jeck:in is‘ eben anders. 😉

Der orgiastische Rausch, mit dem die deutsche Komödie „Toni Erdmann“ vor wenigen Wochen beim Filmfestival in Cannes gefeiert wurde, war fürs kühle deutsche Kinogemüt fast ein bisschen unheimlich. Da lagen sich die internationalen Kritiker quasi in den Armen vor Glück, und es schien, als hätte die Magie dieses Films so manchen Zyniker wieder daran erinnert, warum es sich überhaupt lohnt, ins Kino zu gehen.

(David Steinitz, Süddeutsche Zeitung, 23. Juni 2016)

Wenn globale Investoren, wie der ihnen bekannte Jack Nicholson an einer Lizenz für ein Re-Make dieses internationalen Festivalstürmers und Kinophänomens unter Hollywoodbedingungen interessiert waren, dann indiziert das recht präzise, wie selten dieser kleine Filmedelstein tatsächlich ist. Gut, allerdings, dass aus diesem Remake nichts geworden ist. Denn besser hätte das doch niemand machen können, als Maren Ade, Sandra Hüller und der große Peter Simonischek (†).

Die regelmäßige Wiederholung dieses Meister(innen)werkes gehört meines Erachtens als Bedingung in jeden Medienstaatsvertrag, jedenfalls, solange es keinen würdigen Ersatz für diesen Film gibt. Und der ist leider, nun schon seit 8 Jahren, noch weit und breit nicht in Sicht.

Die aktuelle Wiederholung ist natürlich der doppelten Oscarkandidatin Sandra Hüller geschuldet. Ich freue mich darüber und wünsche ihr wirklich jeden Erfolg der Welt, weil ich sie als Künstlerin zutiefst verehre. Doch der furchtbare deutsche Nationalismus im Umfeld dieser amerikanischen Industriepreise, der geht mir schon etwas, verzeihen sie bitte, „auf den Sack“, und mindert meine pure Freude an der harten und großartigen Arbeit deutscher Künstler*innen schon ein wenig.

„Toni Erdmann“ war 2017 übrigens als bester ausländischer Film nominiert. Gewonnen hat er nicht. Gefeiert habe ich ihn um so mehr!



Spielfilm, Deutschland, 2016
FSK: 12
Regie und Drehbuch: Maren Ade
Produktion: Janine Jackowski, Maren Ade, Jonas Dornbach
Kamera: Patrick Orth
Schnitt: Heike Parplies
Mit: Sandra Hüller, Peter Simonischek, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Ingrid Bișu, Hadewych Minis, Lucy Russell, Victoria Cociaș, Vlad Ivanov, Alexandru Papadopol, Wiktorija Malektorowytsch, Ingrid Burkhard, Jürg Löw, Ruth Reinecke, Nicolas Wackerbarth, Mihai Manolache, Radu Bânzaru, Niels Bormann, Lennart Moho, Radu Dumitrache, Klara Höfels, Hartmut Stanke, Hans Löw, Julischka Eichel, Irene Rindje, Sava Lolov, John Keogh


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