Jean-Paul Belmondo – Die Elenden (1995)

4.4
(5)
Ob Sie hier wegen Victor Hugo, dem Dichter des großen französischen National-Epos einschalten, oder wegen Jean-Paul Belmondo, dem größten französischen Schauspieler seiner Zeit, ist ganz gleich. Wichtig ist nur, dass Sie für (fast) drei Stunden ihrer Lebenszeit eine großartige Modernisierung der Erzählung von „Les Miserables“ bekommen. Eines Stoffes, der fast 50x verfilmt wurde. Und dieser Film steht dabei doch ganz für sich selbst.

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Ich gebe gerne zu, für mich war Belmondo damals der Grund in das Kino zu gehen. Mit 62 Jahren war er bereits ein älterer Herr, längst nicht mehr der omnipotente Superheld, als er diesem Film von Claude Lelouch sein Gesicht leihen durfte. Er war der Silberrücken des französischen Kinos und eine Projektionsfläche der französischen Identität. Ich habe tatsächlich auch seine schlechten Filme geliebt, doch dieser hier steht für sich allein – und ganz weit oben.

Tatsächlich spielt Belmondo hier gleich multiple Rollen und verkörpert damit nahezu 150 Jahre französischer Geschichte. Und das konnte er nur, weil Lelouch sich von der großen Geschichte Hugos frei gemacht hat und ihr dennoch treu geblieben ist, in dem er das größte Sozialdrama des 18. Jahrhunderts in eines des 20. Jahrhunderts transformiert hat.

Multiple Zeitebenen fügen sich zu einem großen Schicksal, doch am Ende geht es wieder einmal nur um Gerechtigkeit, Moral und das ewige Streben danach, ein guter Mensch zu sein. Bei Hugo war es die Revolution und die Errichtung der französischen Republik für die es zu kämpfen galt, bei Lelouch wird eben diese Republik ein paar Hundert Jahre später gegen die Nazis verteidigt.

Glauben Sie mir: Spannender als hier, ist ein fast 200 Jahre altes historisches Drama kaum zu erzählen. Weil so etwas eben tatsächlich nur im Kino möglich ist.

Und weil dieser wahrhaftig großartige Film nicht nur verschiedene Zeitebenen besitzt, und diese auch noch voll sind mit Zitaten von Hugos Roman, und selbst ältere Verfilmungen und Theateraufführungen des Stoffes als „Film im Film“ Zitate benutzt, ist er, ohne Zweifel, auch eine grandiose „Meta-Hommage“ an das große Werk selbst.

Nachhaltiger ist dieser Klassiker seither nicht mehr modernisiert worden – und an entsprechenden Versuchen gab es allein in den letzten 120 Jahren wirklich keinen Mangel.

Ganz, ganz großes Kino!



Drama, Frankreich, 1995, FSK: ab 16, Regie: Claude Lelouch, Drehbuch: Claude Lelouch, Produktion: Jean-Paul De Vidas, Claude Lelouch, Tania Zazulinsky, Musik: Didier Barbelivien, Erik Berchot, Francis Lai, Michel Legrand, Philippe Servain, Kamera: Claude Lelouch, Philippe Pavans de Ceccatty, Schnitt: Hélène de Luze, Mit: Jean-Paul Belmondo, Michel Boujenah, Alessandra Martines, Salomé Lelouch, Annie Girardot, Philippe Léotard, Clémentine Célarié, Philippe Khorsand, Ticky Holgado, Rufus, Nicole Croisille, William Leymergie, Jean Marais, Micheline Presle, Daniel Toscan du Plantier, Michaël Cohen, Jacques Boudet, Robert Hossein, Darry Cowl, Antoine Duléry, Jacques Gamblin


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