Ich hätte da mal eine Frage: Ist das hier jetzt nur deshalb ein feministischer Action-Reißer, weil hier eine Frau „auf die Fresse kriegt“ und ebenso austeilt? Oder ist es nur eine weibliche Version der üblichen, männlichen Stereotypen, die wir schon seit Jahrzehnten kennen. Ganz ehrlich? Das ist mir völlig egal. Angelina Jolie macht es gut. Sehr gut. Ethan Hunt und Jason Bourne haben eine große Schwester. Ihr Name ist Salt. Evelyn Salt.
Die Story können sie gerne beiseiteschieben. Darum geht’s in Action-Filmen einfach nicht. Auch weil natürlich die Geschichten von russischen Super(Sleeper)-Agent:innen eine ist, die wir sehr gut kennen. Das Thema finden wir zum Beispiel in der sehr anschauenswerten Streaming-Serie „The Americans“ (2013-2018) wieder, und natürlich auch in der Geschichte der Natascha Romanova von Scarlett Johansson, die als Marvels „Black Widow“ mit den „Avengers“ gleich das ganze Universum retten musste (mehrfach!).
Tatsächlich, glaube ich, war der Blockbuster (hier ist der Begriff mal verdient) Erfolg von Jolies Action-Reißer für die Hollywood-Studios gedacht als weiterer Proof-Of-Concept, dass auch klassische Heldinnen statt fantasierter Videospielfiguren wie Lara Croft an der Kinokasse das Publikum anziehen. Frau Jolie war, wie schon bei dem Indiana Jones Verschnitt 10 Jahre zuvor, genau die Richtige dafür. Der Film soll weltweit fast 300 Mio. Dollar eingespielt haben. Was im direkten Vergleich zu „Iron Man II.“ zwar nicht ganz mithalten konnte, aber seine Produzent:innen trotzdem signifikant reicher gemacht haben dürfte – hat der Film doch selbst nur halb so viel gekostet.
Ich hatte damals, wie viele, tatsächlich die Hoffnung, aus „Salt“ könnte eine Serie wie die „Bourne-Saga“ werden. Einerseits, weil ich Frau Jolie im Film wirklich cool fand. Aber eben auch, weil Frauen dem Genre tatsächlich einen anderen Spin hätten geben können. Doch so richtig durchbrechend ist das bis heute nicht passiert. Frau Jolie hatte wohl prinzipiell Lust, die Geschichte fortzusetzen, aber Sony kein nachhaltiges Interesse daran und Marvel im Bunde mit dem Finanzkapital der Wallstreet und Disney so quasi das Monopol auf Popcorn-Action.
Ich schaue mir „Salt“ immer wieder gerne mal an. Weil er aber in der Regel nur im Privat-TV gelaufen ist – und dort, mit bis zu 45 Minuten Werbung angereichert, irgendwann keinen Spaß mehr macht – ist es als „Blockbuster“ beim ZDF tatsächlich ein besonderes Vergnügen.
Ob sie jetzt finden, dass Filme wie dieser einen Platz im rundfunkabgabefinanzierten öffentlich-rechtlichen TV haben sollen, oder nicht, das würde mich mal interessieren. Für mich ist „Popcorn“ tatsächlich dann und wann ein Grundbedürfnis. Nur von Kunst wird man(n) ja auch nicht satt.
Und nur „die Dosis macht das Gift“! (Paracelsus)
Dieser Beitrag erschien zuerst am 12.12.2023
Action-Thriller, USA, 2010, FSK: ab 16, Regie: Phillip Noyce, Drehbuch: Kurt Wimmer, Brian Helgeland, Produktion: Lorenzo di Bonaventura, Sunil Perkash, Musik: James Newton Howard, Kamera: Robert Elswit, Schnitt: Stuart Baird, John Gilroy, Mit: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, Daniel Pearce, August Diehl, Hunt Block, Andre Braugher, Olek Krupa, Cassidy Hinkle, Corey Stoll, Vladislav Koulikov, Olya Zueva, Kevin O’Donnell, Gaius Charles
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