Francis Ford Coppola – „The Outsiders“ (1983)

4.3
(4)
Die „West Side Story“ im Mittleren Westen. Getanzt wird hier zu Rock’n’Roll. Ein Film aus den Achtzigern, über eine Jugend in den Sechziger Jahren. Mit einem Cast, von dem vor vierzig Jahren eigentlich noch niemand ahnen konnte, welche Superstarpower dieser mal entwickeln sollte – und Tom Waits*!



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Eigentlich gehört dieser Film in ein „Double-Feature“. Denn zusammen mit „Rumble Fish“ (1983), dem anderen großen Jugenddrama Coppolas, nach einem weiteren Buch derselben Autorin gedreht und erschienen noch im selben Jahr, ergibt sich ein Kontext, der nicht nur künstlerisch, sondern auch dramatisch noch einmal intensiver zum Ausdruck kommt, als in den beiden Filmen jeweils allein gesehen.

1983 war ich gerade achtzehn. Das Kino war für mich nicht mehr nur ein Ort zum Staunen, sondern ein Raum, in dem ich langsam begann, über das Staunen hinauszudenken. Wer sind diese Menschen hinter der Kamera? Warum wirken manche Bilder so, als könnte man in ihnen wohnen? Coppola war durch „Der Pate“ (1972 / 1974) und „Apocalypse Now“ (1979) ein Gigant. Für mich war er nur einer von all diesen „großen“ Regisseuren, die ich gerade erst entdeckte. Als „The Outsiders“ in die Kinos kam, war das also ein Film, der mich sofort neugierig machte – auch, weil ich wusste, hier erzählt jemand, der wirklich weiß, wie es geht, zu erzählen. Ich wollte das sehen.

„Die Outsider – Rebellen ohne Grund“ ist heute in erster Linie als Zusammentreffen zahlreicher kommender Stars bekannt. Dabei ist das Jugenddrama um zwei rivalisierende Gruppen auch davon losgelöst sehenswert. Der Film ist dabei eine Mischung aus Authentizität und Künstlichkeit, aus Zeitlosigkeit und Nostalgie, wenn sich mehr an die Bedeutung einer Erfahrung erinnert wird als an die Erfahrung selbst.

Oliver Armknecht, Film-Rezensionen.de, 25.07.2020

Gemeinsam ist Coppolas beiden Filmen aus 1983 die Herkunft aus Büchern der Erfolgsautorin S. E. Hinton, die darin über ihre eigene Jugend in Tulsa, Oklahoma schrieb. Für Coppola, selbst aus Detroit, Michigan, war angeblich ein Brief einer Schulklasse aus Kalifornien, mit dem Wunsch, er möge doch bitte einen Film daraus machen, Anlass und Grund genug, das Buch zu lesen und eben genau das zu tun.

Schöne Geschichte, eigentlich selbst gut genug für einen Film, finde ich. Doch nicht der Grund, warum wir heute anders über „The Outsiders“ reden, als zur Zeit seiner Entstehung. Denn, wer auch immer in die Lose aus der großen Casting-Trommel unbekannter Jungschauspieler:innen Hollywoods gegriffen hat, Coppola war das in der Regel immer selbst, hat dabei so viele zukünftig große Nummern gezogen, wie nur selten mal eine:r in der Filmgeschichte.

C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Emilio Estevez, Tom Cruise, Diane Lane, hatten 1983 bestenfalls noch den Status talentierter Geheimtipps, und der bekannteste unter ihnen, Leif Garrett, als internationaler Popstar, seine beste Zeit eigentlich schon hinter sich. Da ist es auch 40 Jahre später noch wirklich verblüffend, mit welchem künstlerischen (und kommerziellen) Potenzial dieser Cast sich einmal durchsetzen sollte.

Damals, mit achtzehn, war es auch für mich fast wie ein kleiner Schock zu sehen, wie viel Kraft in diesen jungen Gesichtern steckte. Ich konnte nicht ahnen, dass Tom Cruise einmal alle Leinwände des Planeten erobern würde, oder dass Patrick Swayze zum Inbegriff des „Bad Boy mit Herz“ werden sollte. Heute sage ich mir, ich spürte es irgendwie: Hier entsteht etwas, das größer ist als dieser Film. Aber vermutlich rede ich mir das nur ein. Es war nur ein Film.

„Als ich aus der Dunkelheit des Kinos hinauskam, in’s grelle Sonnenlicht, dachte ich nur an zwei Dinge: Paul Newman und eine Mitfahrgelegenheit…“

– Ponyboy Curtis (Filmzitat)

* Dass Tom Waits ein Genie ist, war für mich 1983 schon klar. Der Mann hat hier zwar nur eine Screentime von etwa 30 Sekunden, doch freu‘ ich mich einfach jedes Mal so sehr ihn überhaupt einmal wiederzusehen…

Dieser Beitrag erschien zuerst am 03.11.2024.



Jugenddrama, USA, 1983, FSK: ab 12, Regie: Francis Ford Coppola, Drehbuch: Kathleen Rowell, Produktion: Gray Frederickson, Fred Roos, Musik: Carmine Coppola, Kamera: Stephen H. Burum, Schnitt: Anne Goursaud, Mit: C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Emilio Estevez, Tom Cruise, Glenn Withrow, Diane Lane, Leif Garrett, Darren Dalton, Michelle Meyrink, Gailard Sartain, Tom Waits, William Smith, S. E. Hinton, Sofia Coppola, Ronald Colby, Fediverse: @filmeundserien



Reaktionen:

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  1. Avatar von die_christine
    die_christine

    @mediathekperlen

    Vielen Dank für den Hinweis. Diesen Film habe ich damals auch sehr geliebt und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen! ♥☼

    @filmeundserien

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Genau dafür mach’ ich das! Ganz lieben Dank zurück! ❤️

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  2. Avatar von M. K. Broll
    M. K. Broll

    @mediathekperlen Du hast im Link in der Aufzählung Sofia Coppola vergessen. Angeblich schlechteste Schauspielerin bis dahin, ist sie ja eine formidable Regisseurin geworden.

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Nee, @MartinK, vergessen habe ich sie nicht. In den Credits ist sie ja erwähnt. Deine Bewertung teile ich. Soweit es „The Godfather III.“ betrifft. Doch in diesem Film war sie für mich, mit nur einer kurzen Szene, einfach nicht relevant genug. 😉

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