Cameron Crowe – „Vanilla Sky“ (2001)

Die Geschichte des Hollywood-Kinos ist auch eine der Remakes. Amerikanisierte Versionen von Erfolgsfilmen aus allen Teilen der Welt sind ein einfaches Geschäftsmodell und verdienen zu viel Geld für die Studios, um darauf zu verzichten. Nicht nur dem amerikanischen Publikum entgeht dabei die Chance, die Originale zu entdecken und auch – viel wichtiger – eine andere Kultur.

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Filmtrailer 2001 / Moviedinho / YouTube

Crowe und Cruise? Da war was! Denn obwohl ich dem Schauspieler schon damals in herzlicher Abneigung verbunden war, hat der Regisseur es doch vermocht, ihm mit seinem Film „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“ eine Rolle auf den Leib zu schneidern, die nicht nur zu ihm gepasst hat, sondern ihn schon 1996 als das gezeigt hat, was er ist. Am Ende des Films hab‘ ich ihn fast mögen wollen.

Nach „Jerry Maguire“ kam dann „Almost Famous“ (2000) und für den Film habe ich Crowe gleich lieben müssen. Weil es eine Geschichte war, die ich sofort verstanden habe. Rock’n’Roll eben. Das war mein Leben! So musste ich mir, aus eben diesen Gründen, danach auch „Vanilla Sky“ (2001) ansehen. Und, Mann, was war ich danach frustriert. Denn das war Retorte.

Ich meine, Popkultur konnte Crowe zu seiner Zeit wirklich so gut, wie kaum ein:e andere:r. Geschichten, Produktion, Bilder, vor allem auch Soundtracks, die einfach perfekt in die Zeit gepasst haben. Kommerziell? Sicher! Aber eben auch authentisch.

Klar, hat Hollywood ihn dafür geliebt. Denn auch das Publikum hat seine Filme geliebt und reichlich Eintrittskarten gekauft. Da bleibt es nicht aus, dass seine Produktionen von Mal zu Mal größer und teurer wurden. Und die Geschichten plötzlich nicht mehr seine eigenen waren.

Das werfe ich dem Regisseur nicht vor. Das sind die Mechanismen des Geschäfts. Nur ganz wenige schaffen es, sich ihnen zu widersetzen. Und die Herstellung von Hollywood-kompatiblen Remakes europäischer Filme gehört unter anderem eben auch zu diesem Geschäftsmodell.

Nur war „Open Your Eyes (Abre los ojos)“ schon im Jahr 1997 ein ziemlich seltener, weil nicht mehr zu verbessernder Film, der so sehr mit seinem kreativen Schöpfer Alejandro Amenábar verbunden war, dass schon bei der Ankündigung des US-Remakes bei mir eigentlich alle Alarmglocken hätten läuten müssen. Leider hat das nicht funktioniert, weil ich das Original erst nach dem Remake gesehen habe. Ich kannte es schlicht und einfach noch gar nicht.

So ähnlich muss es Kinogänger:innen ergangen sein, die etwa „Stadt der Engel“ (1998) gesehen haben und gar nicht wussten, dass der Film einen ganz anderen, nämlich den großen und wunderbaren Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ (1987), zum Vorbild hatte. Ich konnte das Remake von Brad Silberling einfach nicht so lieben, wie das Original.

Gar. Keine. Chance. (Trotz Nicolas Cage.)

Filme, das habe ich gerade an einem ganz anderen Beispiel beschrieben, sind immer auch Erzählungen von Orten. Auch daran hängt es, ob wir ihnen glauben wollen. Ob die Menschen, die diese Orte bevölkern, zu ihnen gehören – oder ob es nur Kulissen sind, die sie überall aufstellen könnten. Und da liegt zwischen Madrid und Los Angeles eben tatsächlich weit mehr als ein Ozean.

Selbst wenn eine der Hauptdarstellerinnen in beiden Versionen derselben Geschichte auftritt, ist es eben nicht mehr dieselbe. Daran ändert auch die erste Reihe anderer Hollywoodstars nichts.

Penélope Cruz ist sicher ein überwältigend guter Grund, auch „Vanilla Sky“ zu sehen. Diese Frau hat es in ihrer langen Karriere immer geschafft, das beste aller Welten zu repräsentieren. Auch dafür hat sie ihren Oscar wirklich verdient. Dass sie diesen ausgerechnet für eine Rolle in einem Woddy Allen Film bekam… eine andere Geschichte.

„Open your Eyes“ scheint gegenwärtig tatsächlich nur auf einem einzigen kommerziellen Streamingportal (Paramount+) verfügbar zu sein. Ich kann ihr Bedauern darüber nachvollziehen. Solche Filme auf einem physischen Datenträger zu besitzen, hat eben diesen einen guten Grund. Doch vielleicht nimmt ARTE sich des Originals auch noch einmal an? Keinen anderen Sender würde es mehr schmücken.

Bis dahin bleibt ihnen die Kopie.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 09.04.2025. Permalink: https://nexxtpress.de/b/coA



Science-Fiction, USA, 2001, FSK: ab 16, Regie: Cameron Crowe, Drehbuch: Cameron Crowe, Alejandro Amenábar, Mateo Gil, Produktion: Tom Cruise, Paula Wagner, Cameron Crowe, Musik: Nancy Wilson, Kamera: John Toll, Schnitt: Joe Hutshing, Mark Livolsi, Mit: Tom Cruise, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Kurt Russell, Jason Lee, Johnny Galecki, Noah Taylor, Tilda Swinton, Michael Shannon, Ken Leung, Shalom Harlow, Oona Hart, Ivana Miličević, Jhaemi Willens, Fediverse: @filmeundserien



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  1. Avatar von Rosa Meyer
    Rosa Meyer

    @mediathekperlen Eigentlich zeigt @arte sondt doch immer die Orginale. 😉

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Das ist wahr! Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, aber ausschließen kann ich’s auch nicht, dass sie „Open your Eyes“ mal gezeigt haben… Vielleicht hab‘ ich einfach verpennt?

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