Éric Cantona – Aus der Spur (2019)

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„Aus der Spur“ – Der französische Sechsteiler ab morgen (wieder) bei ARTE.tv

Über die unglaubliche Fußballkarriere des Eric Cantona aus Marseille wurden schon Bücher geschrieben, da hat er noch regelmäßig auf dem Platz gestanden. Sollten sie zu jung sein, ihn noch spielen gesehen zu haben, dann gibt die Wikipedia darüber einen eindrucksvollen Abriss. Das Problem all dieser Bücher und Geschichten ist, dass sie an einem Punkt der Karriere dieses – in jeder Hinsicht – außergewöhnlichen Spielers aufhören mussten. So ist jede bis heute erschienene „Biographie“ über den Franzosen zwangsläufig lückenhaft und unvollständig.

„Ich habe mit dem Fussball aufgehört, weil ich alles gegeben hatte, was ich konnte. Ich brauchte etwas Neues, etwas, das mich genau so begeistern konnte, wie der Fussball mich begeistert hatte.“

(Cantona zu seinem Wechsel vom Fussballfeld auf die Bühne, Fifa.com)

Video: The Misunderstood Genius Of King Cantona

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Ich kenne, bis zum heutigen Tag, noch kein Buch über die Film- und TV-Karriere des Schauspielers Eric Cantona aus Marseille. In jedem Fall wäre auch dieses mehr oder weniger unvollständig, denn diese zweite Karriere ist noch lange nicht zu Ende. Dass der Mann schon seit 1995, zu der Zeit in welcher er bei Manchester United einfach alles (mehrfach) gewonnen hat, was es im englischen Fußball zu gewinnen gab, auch regelmäßig vor Filmkameras gestanden hat, war mir lange nicht präsent. Erst sehr spät, nämlich 2009, als er sich, in der märchenhaften Sozialkommödie „Looking for Eric“ von Ken Loach, im wesentlichen selbst spielen durfte hat, habe ich erfahren, dass der Cantona nicht nur ein Leben hat(te), sondern schon mehrere zugleich gelebt hat.

Mr. Eric und Dr. Cantona

Schon lange war aber den Fußballfans und interessierten Beobachter:innen seiner Vereine in Frankreich und England klar, dass dieser Mann gleich mehrere, sehr unterschiedliche Persönlichkeiten in sich trägt. Dr. Eric und Mr. Cantona, sozusagen. Genie und Wahnsinn. Und damit sind einer Karriere als Schauspieler eigentlich schon wesentliche Voraussetzungen gegeben. Denn wo sonst, kann ein Mensch so viele Leben leben verkörpern, wie es Rollen gibt? Könnte sein, dass Cantona das schon aus rein therapeutischen Gründen betreibt. Als Anger-Management-Therapie, sozusagen? Wie auch immer. Er betreibt es überaus erfolgreich. Ich jedenfalls, schätze ihn dafür.

„Diese beiden Dinge sind sich außerordentlich ähnlich. Bei beiden geht es um Emotionen und Leidenschaft in einem festgelegten zeitlichen Rahmen. Für beides braucht man viel Selbstvertrauen und für beides muss man extrem hart arbeiten.“

(Cantona vergleicht Fussball und die Schauspielerei, Fifa.com)

Für jene, die kapitalistisch organisierte Streaminganbieter alimentieren, hätte ich gleich zwei Empfehlungen: Den dänisch-amerikanischen Neo-Western „The Salvation – Spur der Vergeltung“ (2014) mit Cantona in einer überaus markanten Nebenrolle als „Der Korse“, sowie den sehr spannenden französischen Thriller „Switch – Ein mörderischer Tausch“ (2011) von Frédéric Schoendoerffer, für den Cantona die Rolle als Kommissar aus einem ganz einfachen Grund bekam: „Weil die Kriminalpolizisten, die ich kenne – und jetzt kenne ich sie wirklich gut – wie Éric Cantona aussehen. – Provinzbeamte, die in Paris „angekommen“ sind und doch ihren Akzent behalten haben.“ (Schoendoerffer, allocine.fr).

ARTE – Serienheld

Einer dieser Streaming-Anbieter – Netflix – hat sich eine Lizenz für die kommerzielle Auswertung des von ARTE produzierten TV-Sechsteilers mit Cantona, „Aus der Spur“ (2020), gesichert, die sie eben dort schon für Geld, oder ab morgen – nur zwei Wochen lang, auch in unserem Deutsch-Französisch-Öffentlich-Rechtlichen-Leitmedium wieder sehen können. Zwar auch nicht „für umsonst“, aber eben auch schon von ihnen bezahlt.

In der Mediathek – ARTE.tv

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Pressetext – ARTE.tv

Alain Delambre ist seit sechs Jahren ohne festen Job und schlägt sich als Hilfsarbeiter durch. Als seine Frau Nicole eine Stellenanzeige entdeckt, wittert er eine Chance: gesucht wird ein Personalrecruiter für einen internationalen Konzern. Die Kandidaten sollen ein Rollenspiel anleiten … – Fernsehserie (2019) des libanesischen Filmregisseurs und Drehbuchautors Ziad Doueiri

Alain Delambre ist Mitte 50 und hat vor sechs Jahren seine Stelle als Personalchef verloren. Auf Hilfsarbeiterjobs angewiesen, plagen ihn chronische Geldsorgen. Als ihn sein Chef eines Tages demütigt, schlägt Alain ihn nieder. Nun droht ihm auch noch eine saftige Geldstrafe.

Alains Frau Nicole und die beiden Töchter leiden unter seiner zunehmenden Verbitterung und Aggressivität. Nicole bittet Alain, sich auf eine Stellenannonce zu bewerben, in der ein Personalrecruiter für einen internationalen Konzern gesucht wird. Das Auswahlverfahren ist mehr als ungewöhnlich: Die Kandidaten sollen ein Rollenspiel leiten, eine fingierte Geiselnahme. Damit will der Konzern wiederum testen, welcher seiner Top-Manager die stärksten Nerven hat. Denn in einem Werk sollen demnächst mehr als tausend Leute entlassen werden, eine riesige Protestwelle ist vorprogrammiert.
Mit Hilfe eines Freundes bereitet sich Alain auf seine Aufgabe vor. Er durchleuchtet das persönliche Umfeld der Manager und macht deren Schwachstellen ausfindig. Sogar einen Spezialisten für Geiselnahmen will er anheuern…

Ziad Doueiri ist ein libanesischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Sein Film „Der Affront“ erhielt bei den Oscars 2018 eine Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film. Im gleichen Jahr wurde er mit dem „Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke“ ausgezeichnet.

Eric Cantona war erfolgreicher Profi-Fußballer und arbeitet seit dem Ende seiner Sportkarriere als Schauspieler, unter anderem in Ken Loachs Film „Looking for Eric“, in dem er sich selbst spielt.
Suzanne Clément stammt aus Québec. Bekannt wurde sie unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit Xavier Dolan in „Mommy“ und „Laurence Anyways“. (presse.ARTE.tv)

Hier steht Cantona nicht nur in der ersten Reihe, mit seiner ersten Hauptrolle als „Held“ in einer TV-Serie überhaupt, sondern er zieht sie mit der ganzen intensiven – auch physischen – Energie seines Könnens und Daseins in eine überaus dramatische, spannende Geschichte, die sich in ihren sechs atemlosen Episoden gleich mehrfach wendet.

„Im Fußball hat man einen Gegner. Als Filmschauspieler ist man sein eigener Gegner.“

(Cantona über die Schauspielerein, Fifa.com)

Weil es sich hier wieder einmal um eine Investition von fast 6 Stunden ihrer Lebenszeit handelt, ist das, wie immer bei Serien, eine ganze Menge. Als ihr Investmentberater rate ich ihnen allerdings vorbehaltlos zu. Denn im Vergleich zu vielen anderen Angeboten, ist ihr ROI als Genuss intelligenter Fernsehunterhaltung unmittelbar wirksam. Zum Bingewatching in der Mediathek wird geraten. Die Sendezeiten (weit) nach Mitternacht stünden sonst zwingend im Konflikt mit anderweitig notwendiger Erwerbsarbeit. Hier mitlesende Rentner:innen und ähnliche mal ausgenommen, die machen eh‘ was sie wollen ;-).

Der Kritik können sie glauben

Und wenn sie mir alleine nicht trauen, dann verweise ich an die freundlichen Kollegen der freien Holz-Presse (auch online), welche für ihren TV-Konsum und ihre Ratschläge mal mehr, mal weniger gut bezahlt werden:

taz.de – 23. 4. 2020 – Mit Zynismus gegen die Schnösel
In der französischen Miniserie „Aus der Spur“ wehrt sich ein gedemütigter Arbeitsloser gegen die Chefetage. Da schwingt Gelbwesten-Geist mit. Von Jens Müller.

Sueddeutsche.de – 22.04.2020 – Eine Serie, die zuschnappt
Die französische Serie „Aus der Spur“ erzählt von zynischen Konzernen und einem Mittfünfziger, der alles zu verlieren droht. Éric Cantona beweist: Seine Karriere als Schauspieler ist ebenbürtig mit der als Fußballprofi. Von Stefan Fischer.

Faz.net – 22.04.2020 – Desperado im System
Heimzahlung in harter Münze: Ziad Doueiri hat mit der Serie „Aus der Spur“ eine Parabel über den Aufstand eines Arbeitslosen gedreht. Man merkt, dass er bei Quentin Tarantino gelernt hat. Von Oliver Jungen.

Und ja, wir wiederholen uns hier… denn tatsächlich hat auch der ganz und gar nicht bezahlte Herr-Ausgeber des Extradienstes schon zur Erstaustrahlung 2020 auf diese kleine Serie hingewiesen. So eine kleine Recherche im eigenen Blog fördert, aus inzwischen fast 9.000 Beiträgen, immer wieder auch sachdienliches zutage. Glauben sie es ihm, wenn er über Cantona schreibt:

Beueler-Extradienst – 23.04.2020 – Große Philosophen
„Nach meinem Gefühl wählt der Mann die Stoffe sehr streng und klug aus, die zu ihm passen. Darin steckt die Botschaft, die er transportieren will, und die ist – überwiegend, bei aller Grenzwertigkeit seiner Anfälligkeit zu Gewalt – nicht schlecht.“ Von Martin Böttger.

Danken sie uns nicht, doch schalten sie ein und/oder „laden sie runter“ – wohin und worauf auch immer. Denn auch gutes Fernsehen, sei es auch in dieser so kleinen Kulturnische des Randgruppenkanals aus Strasbourg gar nicht so selten, wird „gezählt“, „gemessen“ und entsprechend „bewertet“. Und eben weil es so selten ist, ist es so wertvoll!


Aus der Spur (2019) – TV Serie in 6 Teilen – bei ARTE verfügbar vom 07.11.2023 bis 20.11.2023

Regie: Ziad Doueiri

Drehbuch: Pierre Lemaitre, Perrine Margaine

Produktion: Mandarin Télévision, ARTE F

Produzent: Gilles de Verdière

Mit: Eric Cantona (Alain Delambre), Suzanne Clément (Nicole Delambre), Alex Lutz (Alexandre Dorfmann), Gustave Kervern (Charles Bresson), Alice de Lencquesaing (Lucie Delambre), Louise Coldefy (Mathilde Delambre), Nicolas Martinez (Grégory Ziegler), Xavier Robic (Bertrand Lacoste), Cyril Couton (Jean-Marie Guéneau), Carlos Chahine (Paul Cousin)


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