Es gibt Schauspieler, bei denen bleibe ich eben hängen. Ob es nun beim Zappen auf den TV-Kanälen geschieht, oder beim Browsen durch die Mediatheken. Wenn Skarsgård dabei ist, dann bin ich es auch. Ganz gleich, ob Lars von Trier da gerade Filmkunst macht oder ein verrückter Norweger wie Hans Petter Moland eine ebenso verrückte wie köstliche Gewaltfarce inszeniert. Letzteres hier.
Vor ein paar Wochen gab es erst das US-Remake (2019) dieses Actionreißers im TV, vom selben Regisseur und mit Liam Neeson als ausführendem Schneepflugfahrer, der „irgendwo im nirgendwo eine Schneise für die Zivilisation fräst…“ Klar war der Film perfekter und, vor allem, teurer als dieser – das sah man auch… und Neeson hat seine Sache wirklich gut gemacht. Doch den verschmitzen Charme des Schweden Skarsgård hatte er nicht – was ja durchaus wichtig ist, wenn einer auf die Laufzeit eines Films so vielen Menschen aus dem Leben hilft.
Jedenfalls haben wir hier den Prototypen eines bis an die Grenzen des Genres gehenden Rachethrillers. Doch anders als die Rächer, die wir sonst aus dem Kino kennen, kommt dieser hier als vollkommen normaler, ja eher unterdurchschnittlicher Typ von nebenan daher, statt als von Testosteron gesättigte Kampfmaschine.
„Kraftidioten“, so der Originaltitel, ist ein kleiner und haarsträubend witziger Film. Er ist gewalttätig und blutig. Wenn sie über so was lachen können. Es ist eben kein Splatterfilm der die Gewalt blutig zelebriert, eher beiläufig. Sie passiert einfach. Aus einem Grund. Denn Taten haben Konsequenzen. Und am Ende verlieren die Bösen.
Soweit, so Bruno Ganz!
Dass wir den Schweizer-Weltschauspieler hier als Antagonisten bekommen, ist ein wunderbarer Bonus. Groß ist die Rolle nicht. Doch wichtig. Und Ganz spielt sie mit all seiner Erfahrung aus tausend Jahren Filmgeschichte, ganz herrlich verschroben. Skarsgård dagegen hinterlässt durchaus den Eindruck, er könnte, unter Umständen, tatsächlich sogar Spaß an seiner Arbeit gehabt haben. Für mich, eine der besten des Schweden. Auch weil er hier so physisch wie nie auftreten kann. Ganz als hätte er das mal gebraucht.
Es gibt, in meinem schwedischen Freundeskreis, äußerst liebenswerte Menschen, die den Film inzwischen als eine jährliche Party feiern. Inklusive Trinkspiel. Für jeden Toten einen Snaps. Ganz ehrlich, moralisch zu befürworten ist das nicht. Aber gerade unmoralisch genug, um daran höllisch viel Spaß zu haben. Vor dem finalen Showdown sollten sie aber aufhören. Falls sie es soweit schaffen.
Mein Tip für Menschen, die für knapp 2 Stunden einen Ausstieg aus der vorweihnachtlichen Besinnlichkeit suchen: Bringt die Kinder in’s Bett, legt die Füße hoch und macht euch eine gute Zeit.
Skol!
„Einer nach dem anderen“ (Kraftidioten) – in der ZDF Mediathek bis 17.12.2023
Thriller, Norwegen, Schweden, Dänemark, 2014
FSK: ab 16
Regie: Hans Petter Moland
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson
Produktion: Finn Gjerdrum, Stein B. Kvae
Musik: Brian Batz, Kaspar Kaae, Kåre Vestrheim
Kamera: Philip Øgaard
Schnitt: Jens Christian Fodstad
Mit: Stellan Skarsgård, Bruno Ganz, Pål Sverre Valheim Hagen, Jakob Oftebro, Anders Baasmo Christiansen, Birgitte Hjort Sørensen, Kåre Conradi, Kristofer Hivju, Peter Andersson, ua.
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