Charly Hübner – Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt (2017)

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Weil das TV-Programm zu Silvester so trostlos wie erwartbar ist, muss dieser Film einfach. Und dass ich Charly Hübner Fan bin, wurde in diesem Blog ja schon erwähnt, erklärt also auch schon genug, eigentlich. Nun ist dieses Kleinod aber eben auch genau der Film, den wir brauchen: Wenn wir am Neujahrsmorgen gegen 4 von der Party kommen oder einfach nur noch wach auf dem Sofa liegen.

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Ok, ich geb’s zu, musikalisch bin ich zu früh geboren. Ich kann mit Techno einfach so gar nichts anfangen. Alles andere an dem Film ist aber meins. Ich schätze, wenn Sven Regner (Herr Lehmann) das Buch nur 10 oder 15 Jahre früher geschrieben hätte, dann hätte er den Charly noch mit einer Punkband auf die Magical-Mystery-Tour geschickt. Aber das war eben zu seiner Zeit die Technoszene. Und das ist auch ok. Denn am Ende ist doch alles Rock’n’Roll. Das eine mehr und das andere weniger elektr(on)isch.

Was Regner hier geschrieben und Arne Feldhusen kongenial in Szene gesetzt hat, das war vielleicht das letzte Aufbäumen einer authentischen Underground-Kultur. Die letzte Tour der Überlebenden, bevor das Internet dann später erst alles gleich und dann alles platt gemacht hat.

Regner schrieb das Buch um 2013 herum, die Geschichte selbst spielt etwa 20 Jahre früher, und wenn wir uns das heute ansehen, dann verstärkt das nochmal den Zeitreise Effekt. Da war ich dabei. Und alles ist wahr. Jedenfalls das, woran ich mich erinnern kann.

Mit seiner Zeitmaschine, dem alten Möbelwagen, hat der Autor dieses Films vermutlich selbst tausende Kilometer auf deutschen Autobahnen abgerissen. Denn bevor er zum Superstar des deutschen Feuilletons wurde, hat er das Leben gelebt, über das er schreibt. Als Trompeter beim Spielmannszug des KBW, einer Punk-Jazz-Kapelle, und später dann, für die Ewigkeit – jedenfalls bis heute, seiner eigenen Band: Element of Crime – ohne die ich die 80er vermutlich bei weitaus defizitärer mentaler Gesundheit überlebt hätte. Ich schulde ihm was dafür!

Und deshalb halte ich es für ihre kulturelle Bürger:innenpflicht, diesen Film zu feiern. Wenn schon nicht für Charly Hübner und seine liebenswerte Crew, wenn schon nicht für seine Vibes und seinen Flow, dann für die Zeit, die wir überlebt haben und nicht zurückbekommen.

Magic!


„Magical Mystery“ ist eine Komödie zwischen Mauerfall und Loveparade. Gegen Sven Regeners Figuren wirken selbst Superhelden einfach nur langweilig.“Über diesen Film muss man glücklich sein“.

Süddeutsche Zeitung – 4. September 2017


„Die Hochzeit von Techno scheint vorbei zu sein, bei Ferdi und Raimund zeichnet sich langsam eine gewisse Altersmüdigkeit ab – und Karl hat sehr hart gespürt, was dieser Lebensstil mit sich bringt. Aber er bleibt ein Held, der dieses Leben genießen will – und weiß, dass Nüchternheit der Preis ist, den er dafür zu zahlen hat.“

Filmkritik von Sonja Hartl / Kinozeit.de – 2017


„Da geht es um Zusammengehörigkeit, um Mitmenschlichkeit und dass das Leben schön und hart sein kann.“

All die Rave-Dödel – Tagesspiegel, 31.08.2017


„Das Meerschweinchen unter den Techno-Filmen“ – Nüchtern unter Ravern: Charly Hübner ist als Ex-Junkie und DJ-Betreuer der Wahnsinn. Was kann man sonst zur Kinoadaption von Sven Regeners „Magical Mystery“ sagen? Läuft!

Jens Balzer, DIE ZEIT, 28. August 2017


Als massig-gutmütiger Antiheld ist Hübner Körper und Seele des Films; grandios, wie uneitel er spielt und sich für keinen Stunt zu schade ist. Ihm schaut man einfach gerne zu, leidet mit ihm, wenn er im Angesicht von Alkohol, Joints und Pillen kompensatorisch Kette raucht oder von psychotischen Schüben übermannt zu werden droht.

Peter Luley, Spiegel-Online, 30.08.2017


„Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ – in der ARD Mediathek nur bis 05.02.2024
„Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ – in der ARD Mediathek nur bis 05.01.2024

Spielfilm, Deutschland, 2017
FSK: ab 12
Regie: Arne Feldhusen
Drehbuch: Sven Regener
Produktion: Gerhard Meixner, Roman Paul
Musik: Deichkind, Carsten Meyer, Modeselektor, Patrick Reising, WestBam, Francesco Wilking
Kamera: Lutz Reitemeier, Christoph Iwanow
Schnitt: Benjamin Ikes
Mit: Charly Hübner, Annika Meier, Detlev Buck, Marc Hosemann, Bastian Reiber, Jacob Matschenz, Jan-Peter Kampwirth, Sarah Victoria Frick, Leon Ullrich, Sarah Bauerett, Bjarne Mädel, Lina Beckmann, Maximilian Pekrul, Therese Affolter, Harald Burmeister, Wolfgang Voigt, Felix Goeser, Jonas Hien, David Bredin, Henning Vogt, Daniel Flieger


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2 Antworten

  1. Avatar

    @mediathekperlen

    Das Programm war ja auch zu Weihnachten schon erwartbar, aber noch trostloser als sonst, so dass ich mich selbst erwischt habe, wie ich Little Lord Fauntleroy (zumindest in Teilen) geguckt habe. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Die Mystery Tour hab ich aufgenommen, ebenso wie den Partyschreck mit Peter Sellers. Silvester kann kommen, ich bin gewappnet ⚔️🤺

    1. Avatar

      @rhrwllnrtr @mediathekperlen

      Ja, das ist eine ständige Herausforderung. Mein Trost: Es kommt alles irgendwann und irgendwo mal wieder. Hätte ich das mal mit 14, 15, gewusst, als ich verzweifelt im Urlaub in Frankreich versucht habe, einen Miss-Marple-Film zu gucken…