Charlotte Gainsbourg – The Tree (2010)

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Frau Gainsbourg ist eine einzigartige Künstlerin. Das liegt auch an ihrer herausragenden Rollenauswahl und der Kraft ihres Spiels. Ein künstlerisch über-talentiertes Elternhaus kann eine Gnade sein, oder ein Fluch. Für die Französin war es wohl gleichermaßen beides. Doch hat sie sich ihren Erfolg aus eigener Kraft redlich erarbeitet. Glamour, Unmittelbarkeit und Handwerk. Sie ist eine, die wohl fast alles kann und tut, was sie will. Und – das ist ein Privileg des Alterns – sie hat wirklich niemals aufgehört dabei besser zu werden. Ich bewundere sie dafür sehr.

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Diese australisch-französisch-deutsch-italienisch-amerikanische Koproduktion ist nun auch schon 13 Jahre alt. Viele Wiederholungen auf den ARD-Kanälen und eine Mediathekverfügbarkeit von einem Jahr, lassen darauf schließen, dass hier keine kapitalistisch bepreisten Lizenzen bezahlt werden müssen, bzw. dass sich die öffentlich-rechtliche Koproduktion „rechnet“. Für mich rechnet es sich überaus!

Ganz ehrlich, würden sie sich an einem Fernsehabend gemeinsam mit ihren (nicht mehr ganz jungen) Kindern einen Film ansehen wollen, dessen tragische Geschichte am Rande des australischen Outback spielt und der sich nach den fünf Phasen der Trauer (oder des Sterbens) nach Elisabeth Kübler-Ross – „Leugnen“, „Wut“, „Verhandeln“, „Depression“ und „Akzeptanz“ entwickelt? Ich habe mir das nicht ausgedacht, sondern einem Verweis in der Wikipedia auf eine Filmkritik in der Washington Post entnommen.

Der Film ist nicht gerade subtil. Aber er funktioniert. Das liegt vor allem an Gainsbourg und Davies, die neue, überzeugende Wege finden, die Botschaft zu vermitteln, dass Unglücklichsein – und sogar Glück – eine Wahl ist. Dadurch fühlt sich „The Tree“ sehr, sehr real und verwurzelt an.

(Michael O’Sullivan, Washington Post, 22.07.2011)

Für Autorin und Regisseurin Julie Bertucelli war „Der Baum“ erst ihr zweiter Spielfilm. Dass sie zuvor mehr als 10 Jahre als Dokumentarfilmerin unterwegs war, ist dem Film anzusehen. Und das ist hier durchaus ein besonderes Qualitätsmerkmal. Denn sie versteht es, dem Schauplatz, der Umwelt und der Natur, neben den Darsteller:innen einen gleichberechtigten Rang in der Erzählung zu geben. Und das ist zwischendurch durchaus spektakulär und eindrucksvoll. (Auch wenn die „Spezialeffekte“ sicherlich unter dem eher kleinen Budget gelitten haben.)

Es ist kleiner Film, über ganz elementare Gefühle. Ein Film, der mich zutiefst nachdenklich machte. Ich habe nur sehr schwer gelernt, mit Trauer und dem Verlust von Menschen umzugehen. Eben weil der „Umgang“ mich immer wieder nur mehr auf mich selbst zurückgeworfen hat. Auch wenn ich das im Alter zwangsläufig immer häufiger durchleben muss, ist es doch jedes Mal ein neuer Weg, den es immer wieder erst zu finden gilt.

Vielleicht kann der Film Sie auch so begeisterten, wie mich? In jedem Fall wünsche ich ihnen, dass sie ihn nicht als Vergeudung, sondern als Bereicherung ihrer kostbaren Lebenszeit empfinden, und die Künstler:innen, die ihn uns geschenkt haben, dafür feiern.



Spielfilm, Australien, Frankreich, Italien, Deutschland, USA, 2010, Regie: Julie Bertucelli, Buch: Julie Bertuccelli, Elizabeth J. Mars, Musik: Grégoire Hetzel, Kamera: Nigel Bluck, Schnitt: François Gédigier, Mit: Charlotte Gainsbourg, Marton Csokas, Christian Byers, Morgana Davies, Arthur Dignam, Gabriel Gotting, Penne Hackforth-Jones, Gillian Jones, Tom Russell, Aden Young


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