Die „West Side Story“ im Mittleren Westen. Getanzt wird hier zu Rock’n’Roll. Ein Film aus den Achtzigern, über eine Jugend in den Sechziger Jahren. Mit einem Cast, von dem vor vierzig Jahren eigentlich noch niemand ahnen konnte, welche Superstarpower dieser mal entwickeln sollte – und Tom Waits*!
Eigentlich gehört dieser Film in ein „Double-Feature“. Denn zusammen mit „Rumble Fish“ (1983), dem anderen großen Jugenddrama Coppolas, nach einem weiteren Buch derselben Autorin gedreht und erschienen noch im selben Jahr, ergibt sich ein Kontext, der nicht nur künstlerisch, sondern auch dramatisch noch einmal intensiver zum Ausdruck kommt, als in den beiden Filme jeweils einzeln gesehen.
Mein Favorit der zwei Filme wurde „Rumble Fish“, einfach weil er weniger konventionell, auch weit weniger kommerziell, härter und künstlerisch anspruchsvoller dahergekommen ist, als sein Vorgänger, zudem mit einer kleinen Rolle für Nicolas Coppola Cage. Doch davon war ja noch nichts zu ahnen, als „The Outsiders“ damals in die Kinos kam. Ich habe beide Filme erst gegen Ende der Achtziger zum ersten Mal gesehen und damals gleichermaßen sehr geliebt.
„Die Outsider – Rebellen ohne Grund“ ist heute in erster Linie als Zusammentreffen zahlreicher kommender Stars bekannt. Dabei ist das Jugenddrama um zwei rivalisierende Gruppen auch davon losgelöst sehenswert. Der Film ist dabei eine Mischung aus Authentizität und Künstlichkeit, aus Zeitlosigkeit und Nostalgie, wenn sich mehr an die Bedeutung einer Erfahrung erinnert wird als die Erfahrung an sich.
Gemeinsam ist beiden Filmen die Herkunft aus Büchern der Erfolgsautorin S. E. Hinton, welche darin über ihre eigene Jugend in Tulsa, Oklahoma schrieb. Für Coppola, selbst aus Detroit, Michigan, war ein Brief einer Schulklasse aus Kalifornien, mit dem Wunsch, er möge doch bitte einen Film daraus machen, Anlass und Grund genug, das Buch zu lesen und eben genau das zu tun.
Schöne Geschichte, eigentlich selbst gut genug für einen Film, finde ich. Doch nicht der Grund, warum wir heute anders über „The Outsiders“ reden, als zur Zeit seiner Entstehung. Denn, wer auch immer in die Lose aus der großen Casting-Trommel unbekannter Jungschauspieler Hollywoods gegriffen hat, bei Coppola war er das in der Regel immer selbst, hat dabei so viele zukünftig große Nummern gezogen, wie nur selten mal eine:r in der Filmgeschichte.
C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Emilio Estevez, Tom Cruise, Diane Lane, hatten 1983 bestenfalls noch den Status talentierter Geheimtipps, und der bekannteste unter ihnen, Leif Garrett, als internationaler Popstar, seine beste Zeit eigentlich schon hinter sich. Da ist es auch 40 Jahre später noch wirklich verblüffend, mit welchem künstlerischen (und kommerziellen) Potenzial dieser Cast sich einmal durchsetzen sollte.
„Als ich aus der Dunkelheit des Kinos hinauskam, in’s grelle Sonnenlicht, dachte ich nur an zwei Dinge: Paul Newman und eine Mitfahrgelegenheit…“
Ponyboy Curtis (Filmzitat)
Und weil ein solcher Film sehr selten nur überhaupt im Fernsehen läuft, ist er für die Mediathek eine echte Perle und in jedem Fall und jedes Mal absolut sehenswert!
* Dass Tom Waits ein Genie ist, war für mich 1983 schon klar. Der Mann hat hier zwar nur eine Screentime von etwa 30 Sekunden, doch freu‘ ich mich einfach jedes Mal so sehr ihn überhaupt einmal wiederzusehen…
Dieser Beitrag erschien zuerst am 03.11.2024.
Jugenddrama, USA, 1983, FSK: ab 12, Regie: Francis Ford Coppola, Drehbuch: Kathleen Rowell, Produktion: Gray Frederickson, Fred Roos, Musik: Carmine Coppola, Kamera: Stephen H. Burum, Schnitt: Anne Goursaud, Mit: C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Emilio Estevez, Tom Cruise, Glenn Withrow, Diane Lane, Leif Garrett, Darren Dalton, Michelle Meyrink, Gailard Sartain, Tom Waits, William Smith, S. E. Hinton, Sofia Coppola, Ronald Colby
Schreiben Sie einen Kommentar
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.