Mehr (männliche) Star-Power geht eigentlich nicht: Kevin Costner, Sean Connery, Andy García und Robert De Niro in einem Film von Brian De Palma. Im Kanon der ganz großen Mafia-Filme hat dieser Film 1987 ganz eigene Maßstäbe gesetzt, die bis heute ziemlich unerreicht geblieben sind. Ganz, ganz großes Kino!
Werden solche Filme eigentlich noch hergestellt? Oder ist einfach jede große Geschichte um das organisierte Verbrechen (des letzten Jahrhunderts) schon erzählt? Ich kann nicht anders, als nostalgisch zu werden, wenn ich diesen Film (wieder-)sehe. Denn, gemeinsam mit Sergio Leones Film „Es war einmal in Amerika“ (1984), der drei Jahre zuvor erschienen ist, repräsentieren „The Untouchables“ (1987) für mich die letzten Filme einer Ära im amerikanischen Kino, die uns verloren gegangen ist.
Die Ära des großen amerikanischen Gangster-Films. Ganz und gar nicht zufällig war diese auch die Ära des großen Filmmusikgenies Maestro Ennio Morricone.
Ich lese ja anlässlich eines neuen Beitrags für den Blog immer zuerst die Wikipedia. Alleine für die Filmcredits ist sie ein Werkzeug, ohne welches dieser Blog vermutlich ganz anders aussehen würde. Aber auch was verblüffende Fakten zu Filmen angeht, die ich gut zu kennen glaube, vermag sie mich zu überraschen.
So sollen für die Rolle des Eliot Ness, im Film gespielt von Kevin Costner auch Tom Berenger, Nick Nolte, Don Johnson, Michael Douglas, Mel Gibson, Harrison Ford, Jack Nicholson, William Hurt oder Jeff Bridges im Gespräch gewesen sein. Keine schlechte Konkurrenz für Costner, der damals noch lange nicht der gefeierte Superstar gewesen ist, als den wir ihn heute kennen.
Sean Connery, der hier als Schotte mal einen Iren spielen muss, war da weit weniger eine Überraschung. Denn er hatte den Star-Status schon viele Jahre. Überraschend war aber, dass er sich mit einer Nebenrolle zufriedengab – und einem Tod im Kugelhagel. Normalerweise hätte er aufgrund seines Renommees mindestens darauf bestehen können, das Ende des Filmes erleben zu können.
Robert De Niro spielt Al Capone, die andere historische Figur in der Erzählung nach Motiven wahrer Geschichte. Sie erkennen ihn wohl zuerst an der Stimme – oder jener von Joachim Kerzel, seines kongenialen Synchronsprechers. Es war nicht der erste Film, für den De Niro eine chamäleonhafte Verwandlung durchgemacht hat.
Wenn ich sie jetzt gespoilert habe, dann tut mir das aufrichtig leid. Ich hasse so etwas. Doch auf der anderen Seite hoffe ich einfach, dass Sie diesen Film in den letzten, fast 40 Jahren schon so oft gesehen haben, wie ich. Und ihn dennoch immer wieder genießen können.
Denn der Film repräsentiert seine Kunst auf einem Level von Perfektion, dass er, all die Jahrzehnte seit seinem Erscheinen, selbst zu einem oft zitierten Motiv der Popkultur geworden ist. Auf der anderen Seite war auch De Palma sich bewusst, dass er sein Werk auf dem Rücken von Giganten vollbracht hat. Schließlich ist er auch einer der größten Cineasten seiner Zunft überhaupt. Den Shootout (Youtube) in der Chicago Union Station haben allerdings nur die Kritiker:innen, die ihren Beruf tatsächlich beherrschen, als das erkannt, was sie war: Eine fantastische Hommage (Youtube) an Sergei Michailowitsch Eisenstein, einen der größten aller Zeiten.
Was können wir lernen?
Der demnächst regierenden Koalition in Berlin würde ich gerne mitgeben: Dass Prohibition immer ein Nährboden für organisierte Kriminalität ist. Das war immer schon so und hat sich heute keinen Deut verändert. Egal ob es um Drogen, Prostitution oder andere gesellschaftspolitische Anliegen geht. Es gibt immer eine bessere Lösung, als Strafverfolgung.
Doch Steuerhinterziehung ist ein „Kapital“-Verbrechen und muss als genau solches verfolgt werden. „Follow the Money“, gilt für Politiker:innen, für Behörden, wie für Journalist:innen. Und wenn diese dem Prinzip nicht folgen wollen, dann wissen wir, auf wessen Seite sie stehen. „Don’t bring a knife to a gunfight.“
Der Film ist überaus blutig und voller Gewalt. Kein Grund ihn dafür zu feiern. Aber er ist das eben auch nicht ohne Grund. Ein großer Film.
Am Ende gewinnen die Guten.
PS: Bitte lesen Sie den Begleittext in der ARD-Mediathek auf gar keinen Fall. Sonst geht es Ihnen wie mir, und Sie freuen sich grundlos auf einen ganz anderen Film! Wäre es angebracht, angesichts dieses Debakels den Rücktritt von Christine Stobl zu fordern? Ich will das nicht entscheiden. (Stand 13:22 Uhr)
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 13.04.2025. Permalink: https://nexxtpress.de/b/d0N
Mafia-Thriller, USA, 1987, FSK: ab 16, Regie: Brian De Palma, Drehbuch: David Mamet, Produktion: Art Linson, Musik: Ennio Morricone, Kamera: Stephen H. Burum, Schnitt: Jerry Greenberg, Bill Pankow, Mit: Kevin Costner, Sean Connery, Charles Martin Smith, Andy García, Robert De Niro, Patricia Clarkson, Billy Drago, Richard Bradford, Jack Kehoe, Brad Sullivan, Del Close, Don Harvey, Clifton James, Fediverse: @filmeundserien
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