Fernsehen
-
Manfred Stelzer, Armin Rohde – „Freiheit For My Brother“ (1999)
Manfred Stelzer und Gert C. Möbius waren ein deutsches Traumpaar. Auch wenn sie nie einen der „großen“ Filmpreise gewonnen haben, so haben sie doch den deutschen Film und das deutsche Fernsehen so unendlich bereichert, dass eine Retrospektive ihrer Filme eigentlich lange mal fällig wäre. Hier geht es nur um einen davon…:
-
Deutschland auf der Anklagebank – Ökozid (2020)
Dieser Film steht auf der Seite der Wissenschaft. Fakten werden zu Geschichte. Und ein öffentlich-rechtlicher Spielfilm, angelegt als Gerichtsdrama, zu einem aktivistischen Aufruf, die Katastrophe noch aufzuhalten. Die Produktion von 2020 braucht ein Update. Denn auch Olaf Scholz gehört inzwischen so sehr auf die Anklagebank wie Frau Merkel. Und für die Herren Lindner und Habeck…
-
Kida Khodr Ramadan – Testo (2024)
Bam! Halten sie sich bloß irgendwo fest. Das neue Ding von Kida steht in der Mediathek, und die ganze ARD hält die Luft an. Denn das ist wichtig! Soll die Mini-Serie doch einerseits die „neue“ Online-Strategie des öffentlich rechtlichen Dickschiffes demonstrieren. Und dann möglichst auch noch den Altersschnitt ihres Publikums um mindestens ein Jahrzehnt nach…
-
Kulturell angeeignet – Große Fische, kleine Fische (2015)
Ich gebe gerne zu, dass ich sensibel bin, wenn sich andere etwa eine meiner kulturellen Identitäten aneignen. Als Kind des Ruhrgebiets, mit einem Vater aus Norddeutschland, bin ich zwar selber multikulturell unterwegs. Doch wenn sich Leute, die da so gar nichts von weg haben, daran versuchen, so zu klingen, wie ich, dann bin ich kritisch.…
-
Der ultimative Horror deutscher Effizienz – Die Wannseekonferenz (2022)
Wie soll ich einen Film besprechen, der die Vorbereitung des Holocaust zum Gegenstand hat? Kriterien, die an einen (auch historischen) Spielfilm anzulegen wären, versagen hier einfach. Eine nüchterne Dokumentation ist das auch nicht. Doch angesichts der intendierten Verharmlosung eines Begriffes wie „Remigration“ ist dieser Film die notwendige Einordnung.
-
Charly Hübner & Sophie von Kessel – Das Verhör in der Nacht (2020)
Ein Anti-Film, gegen Sehgewohnheit und Normatives Fernsehen. Zwei Menschen, ein Raum, eine Nacht. Was Regisseur Matti Geschonneck hier inszeniert hat, „geht ums große Ganze, um Freiheit und Sicherheit, um Gewalt und Legitimität, in einem bar jeglicher konventioneller Handlung fesselnden Film“.
-
Skål, Genoss:innen! – Smart Girls Go for President (2023)
„Basiert auf Wahrheit, Lügen und miesen Erinnerungen…“ – wenn ein öffentlich-rechtliches „Biopic“ mit so einem Disclaimer startet, dann ist Hinsehen eine Beitragszahler:innenpflicht. Und weil es aus Norwegen kommt, gleich nochmal!
-
Dortmunder Leitkultur – Das Weihnachtsschnitzel (2022)
Weihnachtsfilme geben mir – im allgemeinen – nichts. Doch Sozialkomödien wie die „Schnitzel“ Reihe des WDR liebe ich einfach. Weil sie immer loyal zu ihren Protagonisten steht. Weil sie Menschen nicht diffamiert, sondern die kleinen Verhältnisse authentisch beschreibt. Und weil sie den anarchistischen Humor und die Menschen des Ruhrgebiets einzufangen versteht, ohne auf billige Lacher…
-
Bonn – Alte Freunde, neue Feinde (2023)
Wenn die ARD ein Event -Programm in Auftrag gibt, dann wird so was heute leider mindestens zur „Mini-Serie“, weil darunter der/die Konsument*in den Event vermutlich wohl gar nicht nicht erkennen würde. Das beruht auf der Interpretation des öffentlich-rechtlichen Auftrags durch Programmchefin Christine Strobl – die ihren Senderverbund gerne als Konkurrenten von Netflix aufgestellt sehen würde.
-
57 Channels (& Nothin‘ On)
Ich glaube, ich befinde mich, auch unter Hardcore-Springsteen-Fans, auf einem sicheren Territorium, wenn ich das Album „Human Touch“ (1992) als eines der unterdurchschnittlichsten der 50 jährigen und weit überdurchschnittlichen Karriere des Mannes aus New Jersey bezeichne.
-
Mediathekperlen bald verboten?
Ich weiß ja nicht, ob sie etwa Aktien eines privaten TV-Veranstalters halten. Aber wenn sie welche haben, dann sollten sie jetzt ihre „Verluste realisieren“! Offensichtlich ist deren Verzweiflung ähnlich groß, wie bei den Kolleg:innen der Holzpresse, mit dem signifikanten Unterschied, dass von denen nur die allerwenigsten am Aktienmarkt gehandelt werden. Wie ich darauf komme?
-
Éric Cantona – Aus der Spur (2019)
„Aus der Spur“ – Der französische Sechsteiler ab morgen (wieder) bei ARTE.tv Über die unglaubliche Fußballkarriere des Eric Cantona aus Marseille wurden schon Bücher geschrieben, da hat er noch regelmäßig auf dem Platz gestanden. Sollten sie zu jung sein, ihn noch spielen gesehen zu haben, dann gibt die Wikipedia darüber einen eindrucksvollen Abriss. Das Problem…
-
Jean-Luc Godard – À bout de souffle (1960)
Jean-Luc Godards „Ausser Atem“ (À bout de souffle) ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kinos. Dieser Film von 1960 (fünf Jahre vor meiner Geburt), wurde zum Manifest der französischen New-Wave-Bewegung und revolutionierte das Filmemachen für immer. Mit anderen Worten: Mein Leben wäre unvorstellbar, ja sinnlos, ohne diesen Film. Um „Ausser Atem“ zu verstehen, müssen…
-
Borgen (2010-2023)
Das Serien-Meisterwerk wieder als Mediathekperle bei ARTE. – Die dänische TV-Serie „Borgen“ (die Burg) ist unbestritten als Meilenstein im internationalen politischen TV-Drama-Genre einzuordnen. Wenn sie es allerdings in den letzten 13 Jahren geschafft haben, den Fernseher ausgeschaltet zu lassen und das TV Feuilleton zu ignorieren, dann – Glückwunsch! – haben sie etwas verpasst.
-
Vom Himmel gefallen?
Irgendwo in einem ARTE-Redaktionsbüro in Strasbourg sitzt ein:e Programmplaner:in, den/die ich wirklich gerne einmal kennenlernen würde. Denn die Hellsichtigkeit mit welcher dort für Wochen im Vorlauf das Fernsehprogramm des kleinen aber sehr feinen Kultursenders entworfen wird, trifft bei mir auf allerhöchsten Respekt und oft auch Liebe. Ja, ich liebe es, wie das Programm es immer…
-
Ein Fest für Robert De Niro…
Zum achtzigsten Geburtstag des amerikanischen Schauspielers & Regisseurs zeigen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten eine Retrospektive auf fast allen Kanälen. Und womit? Mit Recht! Eine Übersicht über die Festivitäten…: Ich weiß ja nicht, wie sie das sehen. Robert de Niro hat uns in in den Filmen seiner langen Karriere so viele einzigartige Auftritte hinterlassen, wie unterdurchschnittliche, uninspirierte,…
-
Infotainment-Mörderpornos
Zeige mir dein Fernsehprogramm und ich sage dir, in welcher Gesellschaft du lebst. Der Extradienst arbeitet sich ja weit mehr als nur selten an der deutschen Fernsehrealität ab. Doch reichen all die Beiträge in diesem Blog nicht an die Tiefe und Authentizität der Filme von Regina Schilling heran. Auch weil sie ihre Filme immer am…
-
Searching for Sugarman…
Musik, Mythos, Apartheid und Wahrheit Dokumentarfilme erzählen immer auch Geschichten. Dort sehen wir, worüber Filmemacher:innen erzählen wollen. Ganz ähnlich den Autorenfilmemacher:innen, nehmen sie ein Thema, eine Geschichte aus dem Leben und setzen sie um in einen Film. Und manchmal ergreifen uns diese „Geschichten“ und lassen uns nicht mehr los. Weil wir glauben (wollen), was wir…
-
Ein guter Mensch (ARD)
Meine bisweilen selektive Ignoranz der Angebote kommerzieller Film/TV Streaming-Plattformen hat verhindert, dass ich schon vor rund zwei Jahren auf dieses bahnbrechende Werk von Onur Saylak (Regie) und Hakan Günday (Drehbuch) aufmerksam wurde. Obschon die Kritik von Karen Krüger für die FAZ damals bereits alles enthielt um dafür einen Tag Lebenszeit (etwa 14 Stunden) zu investieren…
-
(K)Eine Sternstunde des Parlaments
Zu den Corona indizierten Privilegien meines Arbeitsplatzes im Homeoffice gehört es seit zwei Jahren, auch zwischen zwei Teams- oder Zoom-Meetings mal andere Dinge der Welt verfolgen zu können, während sie gerade passieren. Live und auf Phoenix. Heute morgen war mir die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski vor dem Bundestag wichtig genug. Und es war…
-
Immunitätsbooster
Ich weiss nicht, was ihr:e Hausärzt:in, ihr:e Lieblingsalternativmediziner:innen, Karl Lauterbach oder der General im Krisenstab derzeit empfehlen um das Weihnachtsfest „zu retten“. Gewiss ist sicher, dass „dat Kölsch“ keine Lösung ist (wie jüngst in einem Kommentar des Herrn Ausgebers erwähnt). Auch das RKI hat Kölsch weder als Impfung, noch als Medikation auf dem Zettel… was…
-
Schaut auf diese Stadt!
Mediatheken ist es immanent, ihre Benutzer:innen vom Zeitdiktat der linearen Programmierung zu emanzipieren. Das ist ihr entscheidender Wettbewerbsvorteil zum linear gestreamten Programm der TV-Anstalten. Dieser Vorteil schrumpft allerdings wegen der zeitlich oft sehr begrenzten Verfügbarkeit der Inhalte beträchtlich zusammen. Sechs Tage + X ist sozusagen die Formel, eigenproduziertes Material länger und Auftrags- oder eingekaufte Produktionen…