Brad Pitt – „Bullet Train“ (2022)

3.7
(3)
Haben Sie Ihre Monatsquote an Popcorn schon erreicht? Oder geht da noch was? Für diesen Film jedenfalls sind reichlich Snacks und ausreichende Versorgung mit Getränken Pflicht. Sonst stehen Sie die 2 Stunden kaum durch. Denn damit ein eigentlich ‚schlechter‘ Film wirklich Freude machen kann, braucht es die entsprechende Vorbereitung und vollen körperlichen Einsatz.

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Filmtrailer 2022 / Rotten Tomatoes Trailer / YouTube

Schlecht ist in diesem Zusammenhang sicher auch schon meine Einleitung. Denn, wer definiert schon „schlecht“? Am Ende doch immer das Publikum. Und wenn jenes für einen Film in die Kinos rennt, weil Brad Pitt darin mal wieder richtig verhauen wird (und austeilt), dann muss auch ich das als eine freie Entscheidung respektieren.

Mir ging es genau so. Ich hatte eben einen Grund. Eigentlich…

Das heißt genauer, dass mich Pitt an diesem Film tatsächlich etwas weniger interessiert hat, als der Regisseur David Leitch, seines Zeichens Ex-Stuntman, Produzent, Regisseur und Erfinder von „John Wick“ (2014)… der sich wohl wahrscheinlich noch mindestens ein weiteres Jahrzehnt durch die Kinos ballern muss – wenn der geschundene Körper von Keanu Reeves es denn so lange schafft.

Aus Reeves musste Leitch keinen Action-Star mehr machen. Der war das selbst schon lange vor John Wick. Auch bei Pitt war lange klar, dass er das Genre drauf hat, geprügelt hat er sich Zeit seiner Karriere schließlich genug. Doch was Leitch zuvor mit dem doch eigentlich eher hüftsteifen Anzugträger Bob Odenkirk (Saul Goodman) in ihrem gemeinsamen Film „Nobody“ (2021) angestellt hat, das hat meine Erwartungen dann doch weit übertroffen.

Nun also ein Shinkansen, den Leitch zwei Stunden lang kinogerecht zerlegt. Warum nicht? Obwohl, ganz ehrlich, wenn Sie das gesehen haben und/oder von ganz realen Zugunglücken schonmal traumatisiert wurden, dann fahren Sie in Zukunft wohl lieber mit dem Auto!

Bis zum finalen Halt des extra langen Zuges dauert es allerdings eine ganze Weile. Und das ist auch mein größtes Problem mit dem Film. Denn die Geschichte ist eigentlich gar nicht so schlecht und ziemlich klassisches Action-Kino. Kein gemütliches Whodunit wie auf den Zugreisen mit Hercule Poirot, wir sind schließlich inzwischen ein ganzes Jahrhundert weiter. Eher eine Agatha ChristieMartial-ArtsMangaHommage an Tarantino und die Coens (Thomas, die kleine Lokomotive auf Highspeed-Schienen) – nur leider nicht ganz so brillant wie die jeweiligen Originale.

Was die Vorgänger:innen alle nicht hatten, das waren Hochleistungscomputer aus denen ganze Filmszenen generiert werden können. Ich will gar nicht wissen, wie viele davon, wie lange rechnen mussten, um auch nur eine, der ungezählten Schlägereien im Film fertigzustellen. Mitunter kam es mir so vor, als hätten da zwei im Schneideraum gesessen und sich gefragt… „Meinst du auch, da geht noch was?“

Bis dass den Rechnern zum Schluss dann scheinbar doch etwas die Puste ausgegangen ist, so scheint es. Vielleicht war auch nur das Budget verbraucht. Strom ist ja teuer, wissen wir. Doch nach fast 2 Stunden hat das im Popcorn-Koma vermutlich niemand mehr gemerkt. Also: Geschenkt!

Sandra Bullock, die echte höchstselbst, musste, vermutlich um das Budget zu retten, dann noch etwas Product-Placement betreiben und fuhr dem Zug sicherheitshalber in einem deutschen KFZ aus der Heilbronner Audi Manufaktur hinterher. Dessen Zerstörung ist ein schöner Bonus. Autofahren ist eben doch gefährlicher als Zugreisen!

In der japanischen Kultur bin ich nicht wirklich zu Hause. Von daher verbieten sich für mich darum Urteile über die dem Film vorgeworfene kulturelle Aneignung. Wenn der Autor Kōtarō Isaka des zugrundeliegenden Buches damit fein ist, dann bin ich es auch. Und wenn wir die japanischen Videoschnipsel aus dem Film schneiden würden, ginge ihm zwar eine Menge Humor verloren, viel besser würde er davon allerdings auch nicht.

Vielleicht hat Roger Murtaugh recht und auch ich bin inzwischen zu alt für den Scheiß? Wenn der Film nur 20–30 Minuten kürzer gewesen wäre, vielleicht sogar um den einen oder anderen Akteur ärmer, dann hätte ich währenddessen nicht ganz soviel Junkfood vertilgt und könnte ihn dafür fast noch ein kleines bisschen mehr mögen, wollen.

Das Beste am Film, der Soundtrack: Miki Asakura singt noch einmal „Holding Out for a Hero“ (YouTube). Ich bin sicher, Jim Steinman wär ein wenig stolz darauf gewesen. 😎

Dieser Beitrag erschien zuerst am 11.02.2025.
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Martial-Arts-Action, USA, Japan, 2022, FSK: ab 16, Regie: David Leitch, Drehbuch: Zak Olkewicz, nach einem Roman von Kōtarō Isaka, Produktion: David Leitch, Kelly McCormick, Antoine Fuqua, Musik: Dominic Lewis, Kamera: Jonathan Sela, Schnitt: Elísabet Ronaldsdóttir, Mit: Brad Pitt, Brian Tyree Henry, Aaron Taylor-Johnson, Joey King, Andrew Koji, Hiroyuki Sanada, Sandra Bullock, Michael Shannon, Logan Lerman, Bad Bunny, Zazie Beetz, Masi Oka, Karen Fukuhara, Kevin Akiyoshi Ching, Nobuaki Shimamoto, Pasha D. Lychnikoff, Minchi Murakami, Yoshi Sudarso, Johanna Watts, Julio Gabay, Channing Tatum, Ryan Reynolds, David Leitch, Fediverse: @ZDF, @filmeundserien


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