Ägypten im Kino ist immer spannend. Die politischen Gegebenheiten hätte Franz Kafka erfinden können. Eine Militärdiktatur und von den Muslimbrüdern beherrschte islamistische Kräfte kämpfen um die gesellschaftliche Macht. Das terrorisiert die Mehrheit der Bevölkerung. “Die Guten”, also in irgendeinem Sinn emanzipatorische Kräfte, sind öffentlich unsichtbar, emigrieren und/oder leisten kulturellen Widerstand.
„Boy from Heaven / Walad Min Al Janna“ – „Für Adam, den Sohn eines einfachen Fischers, geht ein Traum in Erfüllung: Er erhält ein Stipendium für die renommierte al-Azhar-Universität in Kairo. Dann rekrutiert ein Regierungsbeamter Adam als Informanten für den ägyptischen Geheimdienst … – Ein Politthriller (2022, Regie: Tarik Saleh) über Macht und Autorität in einer hierarchisch geschlossenen Organisation.“
ARTE Programmtext
Regisseur Tarik Saleh ist schwedisch sozialisiert, aus ägyptischer Familie. Deren Herkunftsland wurde ihm als Kind in Gutenachtgeschichten nahegebracht. Für das Kind eine riesige Projektionsfläche. Seine grandiose filmische Annäherung an das Herkunftsland seiner Familie führte zu dem Ergebnis, dass er dort nicht mehr arbeiten kann – die „offizielle“ Bestätigung seiner Darstellung.
Dieses fabelhafte Regime ist übrigens einer der besten Kunden der deutschen Rüstungsexportindustrie und mischt sich damit in fast alle militärischen Konflikte im arabischen Raum aktiv ein. Ist das nun „regelbasiert“ oder irgendwas mit „Völkerrecht“? Feministisch jedenfalls nicht. Mann gönnt sich ja sonst nichts.
Mehr über Tarik Saleh und diesen in Cannes preisgekrönten Film gibt es in der programmbegleitenden Dokumentation von Amine Mestari, ebenfalls bei ARTE:
„Es war einmal … ‘Die Kairo Verschwörung’ – Tarek Salehs Politthriller erzählt die packende Geschichte eines Machtkampfes hinter den verschlossenen Türen der Al-Azhar-Universität und -Moschee – dem Zentrum der Macht in Ägypten. Die Doku zeigt Entstehung und Hintergründe des Werkes. Sie beleuchtet unter anderem den andauernden Konflikt zwischen der ägyptischen Regierung und den religiösen Führern um die Führung des Landes.“
ARTE Programmtext
Dieser Beitrag von Martin Böttger erschien am 27.11.2024 zuerst im Beueler-Extradienst. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Politthriller, Schweden, Frankreich, Finnland, Dänemark, 2022, FSK: ab 12, Regie: Tarik Saleh, Drehbuch: Tarik Saleh, Produktion: Fredrik Zander, Kristina Åberg, Musik: Krister Linder, Kamera: Pierre Aïm, Schnitt: Theis Schmidt, Mit: Tawfeek Barhom, Fares Fares, Mohammad Bakri, Makram Khoury, Mehdi Dehbi, Sherwan Haji, Ahmed Laissaoui, Ramzi Choukair, Yunus Albayrak, Abduljabbar Alsuhili, Jawad Altawil, Mouloud Ayad, Moe Ayoub, Okan Bozkus, Hassan El Sayed, Zain Alabdin A. Fallatah,
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