Juliette Binoche – „So wie du mich willst“ (2019)

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Sie dürfen das gerne auch anders sehen, doch ich halte Frau Binoche für die „größte“ europäische Darstellerin ihrer (meiner) Generation. Ich war erst 23, als ich mich unsterblich in sie verliebt habe und bin ihr seitdem treu geblieben. Somit ist das wohl eine der längsten Beziehungen meines Lebens.

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Da lohnt es sich, auch fast 40 Jahre später, einmal darüber nachzudenken, in „was“ ich mich da verliebt habe. War es die Figur der Kellnerin Teresa (in Philip Kaufmans „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1988)), ihre Persönlichkeit, ihre Erscheinung oder die Unmittelbarkeit, mit welcher Binoche sie auf der Leinwand dargestellt hat?

Am Ende waren es nur bewegte Bilder. Auf der Leinwand und in meinem Kopf. Aus ihnen ergab sich der Wunsch, mit dieser Darstellerin den Rest meines Lebens zu verbringen. – Was ich damals allerdings noch nicht in dieser Form hätte formulieren können. Eben, weil es so auch noch nicht abzusehen war.

Als sie dann, vor sechs Jahren, mit ihrem Film „Celle que vous croyez“ (2019) zurückgekommen ist, war all die Magie wieder da. Allerdings war sie anders. Wir sind erwachsen geworden. 30 Jahre waren ja auch eine lange Zeit. Wir sind das geworden, was wir niemals waren, weil wir waren, was wir waren.

Haben Sie sich schonmal verliebt, ohne die Person, um die es ging, je getroffen zu haben? Wenn Sie nicht sehr viel älter sind, als ich, ist die Wahrscheinlichkeit durchaus groß. Und die Gründe dafür sind möglicherweise wirklich profan, doch haben sie unsere Gesellschaft so durchdrungen, dass auch unser Liebesleben davon nicht unberührt geblieben ist.

Telekommunikation und das Internet…

Sie sind ein Fluch und ein Segen (da bin ich mir inzwischen allerdings nicht mehr so sicher) für die Menschheit. Online-Profile auf Dating-Seiten, Avatare, die als Platzhalter:innen für scheinbar reale Personen in unser Bewusstsein einziehen, mit denen wir „Beziehungen“ haben und manchmal sogar (Telefon-)Sex… daran war 1988, zu meinem Glück, noch nicht zu denken.

„So wie du mich willst“, erzählt von einer Frau, genauso alt wie ich, die dieser Welt erst mit Anfang 50 begegnet. Eine erfolgreiche Intellektuelle, Professorin zumal, die hier gleichermaßen als Täterin und ihr eigenes Opfer in einen Abgrund der Social-Media gerät.

Wäre es ein amerikanischer Film, wär‘ es vermutlich ein Thriller geworden. Doch Safy Nebbou, Sohn einer deutschen Mutter und eines algerischen Vaters, ist in seinem Handwerk wirklich Franzose – und hat aus der Geschichte ein großes Psychodrama gemacht. Dass er dazu auch noch versteht, Bilder zu finden und Räume zu inszenieren, mag seiner professionellen Erfahrung als erfolgreicher Werbefilmer zu verdanken sein – es hat diesem Film jedenfalls nicht geschadet.

Es ist ein Film, dem wir Zeit geben müssen. Ein Drama, das nur von seinen Charakteren lebt. Spektakulär ist daran, außer seiner Inszenierung, den extraordinären Darsteller:innen und den Wendungen der Geschichte einfach gar nichts. Dafür liebe ich ihn sehr. Dass er außerdem noch „sexy“ ist, liegt an Binoche. Vorzuwerfen ist ihr das nicht.

Kopfkino. Ein Genuss für Menschen, die sich darauf einlassen möchten.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 17.03.2025. Permalink: https://nexxtpress.de/b/bGp



Drama, Frankreich, 2019, FSK: ab 12, Regie: Safy Nebbou, Drehbuch: Safy Nebbou, Julie Peyr, Produktion: Michel Saint-Jean, Musik: Ibrahim Maalouf, Kamera: Gilles Porte, Schnitt: Stéphane Pereira, Mit: Juliette Binoche, François Civil, Nicole Garcia, Guillaume Gouix, Marie-Ange Casta, Jules Houplain, Jules Gauzelin, Charles Berling, Claude Perron, Fediverse: @filmeundserien@a.gup.pe


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  1. @mediathekperlen
    … und ich bin in Rosamund Pike verliebt. Seufz.

    @filmeundserien

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    1. Mediathekperlen

      Meine Frau liebt Sir Ian McKellen… ich finde schön, dass wir alle etwas finden können, was bei uns bleibt. ❤️ 😌

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