Dokumentarfilm
-
Vom Bleiben und Verschwinden – „We are all Detroit“ (2021)
Die kleine, aber feine Dokumentarfilm-Manufaktur von Ulrike Franke und Michael Loeken in Witten (NRW), ist schon seit vielen Jahren eine der kreativsten Institutionen zur Dokumentation der modernen Geschichte des Ruhrgebiets. So ist auch dieser zweistündige Film zu verstehen. Über Menschen von heute, zwischen eigener Geschichte, Gegenwart und mit der Hoffnung auf eine Zukunft.
-
Die Liebe zum Spiel – „Elf Mal Morgen“ (2024)
Auf diesen Film habe ich lange warten müssen. Präsentiert zur Berlinale 2024, als Beitrag zum Kulturprogramm der Fußball-EM der Männer im Sommer, lief er nur in wenigen Kinos. Und vermutlich erreicht fast jedes Bundesligaspiel an diesem Wochenende ein größeres Publikum als die ARD-Mediathek, in welcher er seit ein paar Tagen nun endlich auch verfügbar ist.
-
„Der wunderbare Udo Kier“ – „Swan Song“ (2021 / 2024)
Dieser Mann, in Deutschland noch immer einzigartig, und selbst in den großen und diversen USA inzwischen unverwechselbar, hätte zu seinem 80. Geburtstag und nach hunderten Filmen mindestens eine TV-Gala, oder gar ein Festival zu seinen Ehren verdient. In diesem Geiste ist dieses Geschenk von ARTE und dem WDR zwar überaus angemessen, doch eigentlich ja viel…
-
Happy Birthday, Jimmy Carter – „Der Rock-’n‘-Roll-Präsident“ (2020)
„Wie kein zweiter US-Politiker begeisterte sich Jimmy Carter öffentlich für Popmusik. Mit Unterstützung von Stars wie Bob Dylan konnte sich der demokratische Kandidat bei den US-Wahlen 1977 gegen den Republikaner Gerald Ford durchsetzen.“ (ARTE)
-
Open-Air auf Burg Waldeck – 60 Jahre Liederfestival
Dokumentarfilm: Hübsch, aber zu kurz angebunden – Der SWR würdigt das Waldeck-Festival 1964. (ARD)
-
Seht euch noch einmal um! – Everything Will Change (2022)
Kein Dokumentarfilm, kein Science-Fiction, kein Spielfilm, kein Märchen. Was wir hier haben, ist ein Hybrid. Agitprop-Kino. Und die Mission dieses Films ist es nicht weniger als die Welt zu retten. Doch ist das nicht unweigerlich zum Scheitern verurteilt, wenn kein Mensch ihn sieht? Bitte sehen Sie sich das an, erzählen Sie anderen davon! (BR)
-
Wau Holland – Alles ist eins, ausser der 0 (2021)
Am Anfang der Hacker-Kultur stand Deutschlands erster digitaler Bürgerrechtler: Wau Holland ist der Visionär einer demokratischen digitalen Kultur. 1981 gründete er mit einer Handvoll Mitstreitern den Chaos Computer Club (CCC), der durch spektakuläre Hacks und später durch Verstrickungen mit den Geheimdiensten weltbekannt wurde. (ARD)
-
„Meine Freunde haben die Nase gerümpft“ – Liebe, D-Mark und Tod (2022)
Mit „Liebe, D-Mark und Tod“ hat Cem Kaya eine Dokumentation über türkische Musik in Deutschland gedreht. Im Interview erzählt er, warum sie – trotz goldener Schallplatten – in der BRD kaum Beachtung fand.
-
Timo Großpietsch – Stadt / Land (2015 / 2021)
Das Genre Dokumentarfilm kommt in den Mediathekperlen viel zu kurz. Auch, weil ein Mensch ja nicht alles sehen kann. Hier war die Erinnerung an die großartige Hamburg-Meditation „Stadt“ von NDR Redakteur und Filmemacher Großspietsch der Grund, warum ich mir gestern endlich auch „Land“ angesehen habe.
-
Bob Dylan – Like a Rolling Stone (2021)
New York, Frühjahr 1965, Studio A der Columbia Records. Vier Musiker warten auf Bob Dylan. Einige kennen ihn, andere weniger. Sie wissen noch nicht, dass der Song, den sie einspielen werden, ein Meilenstein der Musikgeschichte sein wird…
-
Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin (1983)
Heute ist sozusagen mein letzter Urlaubstag. Den habe ich mir eben nostalgisch vergoldet, mit dieser Wiederholung der vorzüglichen Dokumentation von Martin Groß (2022) über die Toten Hosen in Berlin 1983. Bis mir der Gedanke durch den Kopf fuhr, ob ein solches Konzert wohl heute noch stattfinden würde, wenn statt der Stasi etwa Nazis in den…
-
Joachim Król, Désirée Nosbusch – Ökothriller – Blutholz (2023)
Krol hat viel gearbeitet, in den letzten 30 Jahren. Doch er hat es geschafft, sich niemals festzulegen. Seine Ausstiege aus TV-Serien sind immer genau zu dem Zeitpunkt erfolgt, an dem er zur Gewohnheit hätte werden können. Und deshalb ist er es nie geworden. Große Rollen, Nebenrollen, Versager, Held oder Bösewicht. Nicht viele sind dabei so…
-
Bruno Ganz – Winterreise (2019)
Was kann ich über Bruno Ganz schreiben, das andere nicht längst geschrieben haben? Ich habe ihn geliebt und bewundert, schon allein für seine Arbeiten mit Wim Wenders. Wahrscheinlich der größte deutschsprachige Schauspieler meines Lebens. Ein Genie seines Fachs. Und selbst in seinem Vermächtnis. Dieses ist sein letzter Film. Und einer, wie es keinen anderen gibt.
-
Every little thing – Marley (2012)
Keine Filmkritik. Heiligsprechungen haben es so an sich, dass sie (zumeist) posthum erfolgen. Menschen denen so was widerfährt können sich also am wenigsten dagegen wehren. Da werden also Geschichten erzählt, oft nur ein Teil davon, da werden Wunder erlebt, da werden Bilder geformt – die einem Zwecke dienen. Mit den Menschen, die sie beschreiben hat…
-
ARTE Re: – Mutti macht jetzt Punkrock (2023)
Was sind geeignete Hobbys für Frauen im Ruhestand? Quilts nähen, Scrabble spielen, Antiquitäten shoppen? Ruth Miller aus Leicester ist das nicht genug. Sie will nach ihrem Berufsleben als Grundschullehrerin wieder Punkrock machen. Sie gründet eine Band, die Verinos. Das „Unglamorous Music Project“ hat seitdem 16 Frauen-Punkbands hervorgebracht. Allein im britischen Leicester.
-
Kiezgebiet Neukölln – Sonnenallee (2023)
Kein spektakulärer Leuchtturm öffentlich-rechtlicher Großproduktionen. Nur ein kleines Format, mit dem ab Januar die, auf das doppelte gesteckte, Sendezeit des ZDF Mittagsmagazins gefüllt werden soll. Und wenn Sendezeit so genutzt wird, dann hat sie einen Sinn.
-
Wie Frauen den Rock ’n‘ Roll erfanden
Rock-Chicks… Unter absolut gar keinen Umständen verpassen dürfen sie diese ZDF Produktion, die am Donnerstag bei ARTE ihre Premiere in der Mediathek erfährt. Ein wilder Ritt durch die Musikgeschichte. Und der Versuch einer historischen Wiedergutmachung an der vergessenen, übersehenen Geschichte der Frauen, die sie erst möglich gemacht haben – und deren Bedeutung und Einfluss wir…
-
Ewald Lienen – Eine griechische Tragödie (2023)
Um Fußball ging es hier zuletzt erst gestern. Da wusste ich noch nicht, dass heute der Dokumentarfilm über Ewald Lienen, „Eine griechische Tragödie“, in der ARD-Mediathek aufschlagen sollte. Doch das ist dem Anlass überaus angemessen, hat der Mann doch Geburtstag!
-
Waldheims Walzer (2018)
Eine Dokumentarfilmperle (2018) aus Österreich Ruth Beckermann ist eine bemerkenswert präzise und dabei höchstpersönliche Filmemacherin und Autorin. Sie erzählt ihre Themen aus Betroffenheit und hält doch die Distanz zu sich selbst. Das ist, für die Aktivistin, die sie zeit ihres beruflichen Lebens immer auch gewesen ist, vielleicht die größte Herausforderung. Darf eine Dokumentarfilmerin sich mit…
-
Infotainment-Mörderpornos
Zeige mir dein Fernsehprogramm und ich sage dir, in welcher Gesellschaft du lebst. Der Extradienst arbeitet sich ja weit mehr als nur selten an der deutschen Fernsehrealität ab. Doch reichen all die Beiträge in diesem Blog nicht an die Tiefe und Authentizität der Filme von Regina Schilling heran. Auch weil sie ihre Filme immer am…
-
Searching for Sugarman…
Musik, Mythos, Apartheid und Wahrheit Dokumentarfilme erzählen immer auch Geschichten. Dort sehen wir, worüber Filmemacher:innen erzählen wollen. Ganz ähnlich den Autorenfilmemacher:innen, nehmen sie ein Thema, eine Geschichte aus dem Leben und setzen sie um in einen Film. Und manchmal ergreifen uns diese „Geschichten“ und lassen uns nicht mehr los. Weil wir glauben (wollen), was wir…
-
Close, Regen, Cantona, Netz
– Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife (2017) – Eine schwedisch-amerikanische Emanzipationsgeschichte: „Hinter einem erfolgreichen Mann, steht immer eine starke Frau.“ Und fast immer bezahlt SIE den ungleich höheren Preis für SEINE Karriere. Vielleicht der beste Film in Glenn Closes langer Filmographie: Ein erschreckend subtiler, ruhiger Auftritt, fühlbar brodelnd vor Selbstbeherrschung. Ihre Joan ist…