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Gebloggtes von einem Mediathek-Junkie: Hauptsächlich Filme, wenige Serien, viel zu wenige Dokumentarfilme, doch (fast) alles selbst (und oft mehrfach) gesehen. Deshalb sind die meisten Beiträge hier durchaus ziemlich persönlich und wollen auch ganz und gar nicht „neutral“ sein. Der Herausgeber ist nur Konsument und kein Filmkritiker.
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Mehrheitlich ist das hier fast alles öffentlich-rechtlich, deshalb ist es auch schon von unserer Haushaltsabgabe bezahlt. Wer, wie der Herausgeber, häufiger mal länger im Ausland unterwegs war, weiß: Das deutsche Fernsehen ist eigentlich viel besser als sein Ruf. Und auch wenn es manchmal tatsächlich eine Katastrophe ist, versuche ich hier nach den Perlen zu tauchen.
Über 1200 Leser:innen folgen den Mediathekperlen im Fediverse, dem einzigen sozialen Netzwerk, in dem garantiert keine Algorithmen bestimmen, was Sie sehen dürfen und in welchem kein Oligarch (alles Männer!) entscheiden kann, was wahr ist und was nicht…
Deshalb können Sie die Beiträge dieses Blogs im Fediverse natürlich auch kommentieren. Der Autor freut sich wahnsinnig über jede Form von Feedback! Und wenn Sie einen Film oder eine Serie schon gesehen haben, dann lassen Sie doch gerne auch ein paar ⭐⭐⭐ da!
Ein guter Indikator für den Wahrheitsgehalt eines Films, welcher, zum Beispiel, die Arbeit von deutschen Geheimdiensten zum Gegenstand hat, ist darauf zu schauen, wer sich darüber beschwert. Und wenn die „Beschwerde“ etwa vom „Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland“ stammt, dann ist das ein Zeichen, dass der Film sich wirklich lohnt!
Dieser Mann, in Deutschland noch immer einzigartig, und selbst in den großen und diversen USA inzwischen unverwechselbar, hätte zu seinem 80. Geburtstag und nach hunderten Filmen mindestens eine TV-Gala, oder gar ein Festival zu seinen Ehren verdient. In diesem Geiste ist dieses Geschenk von ARTE und dem WDR zwar überaus angemessen, doch eigentlich ja viel zu wenig.
„Alle Ereignisse sind das Ergebnis einer Reihe von vorangegangenen Gegebenheiten. Und weil wir in den meisten Fällen unzulängliche Daten haben, schreiben wir sie fälschlicher Weise dem Zufall zu.“ Was klingt, wie der Einstieg in ein Proseminar zu Statistik, Big-Data und künstlicher Intelligenz, ist hier der Einstieg in einen haarsträubenden Trip über Selbstjustiz, Willkür und die männliche Unfähigkeit zur Trauer…
Bei den sogenannten „TV-Events“ der öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstalter bin ich eigentlich grundsätzlich vorsichtig. Zu oft haben sie sich in der Vergangenheit an ihren Großproduktionen übernommen. In diesem Jahr wurde ich dagegen von der ARD überrascht. Und das liegt zuvorderst am grandiosen Oliver Masucci.
Ein Fußballkrimi ist dieser Thriller von Philipp Kadelbach ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil, eigentlich. Der Ball an sich, kommt fast gar nicht ins Bild. Um so mehr aber eine „Industrie“ die im kleinen, wie im ganz grossen, immer mehr Fäden in der Hand hat, von denen wir im sogenannten Sportjournalismus (bis auf ehrenwerte Ausnahmen) allerdings fast nichts erfahren.
„Es begann als Film über Alkohol und Freundschaft, und dann hatten wir den Ehrgeiz, ihn zu einem Film über das Leben zu machen. Es geht nicht nur darum, am Leben zu sein, sondern zu leben.“ (Thomas Vinterberg, Regisseur)
Eine Serie, wie ein großes Match. Ein Mensch gegen eine Maschine. Inszeniert als Psychothriller und wahres Gemetzel. Diese ARTE-Serie von Yan England könnte vermutlich das großartigste Fernsehen sein, welches Sie in diesem Jahr noch sehen werden.
Diesen Film sollten sie sich nicht ansehen, wenn absurde Geschichten, Figuren, Schießereien oder ebenso überzeichnete Gewalt ein Problem für sie sind. Also etwa das, was sie aus Western kennen – oder neuen Versionen der ganz alten Geschichte: „Kommt ein Fremder in ein Dorf – am Ende sind die Bösen tot“. Was für eine Freude.
Ein ziemlich großartiger, ja ultimativer Sportfilm: Selbst, wenn Sie mit der Disziplin Baseball eigentlich überhaupt nichts anfangen können, lohnen sich die zweieinhalb Stunden vor dem Fernseher. Auch weil es hier um weit mehr geht, als nur das Ballspiel, in dem die Algorithmen am Ende gewinnen.
Die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ hat diesen Film aus einer anderen Welt, erst „ab 16“ freigegeben. Leider geht aus der Freigabebescheinigung nicht hervor, warum die Altersschranke montiert wurde… Natürlich halten sich ONE und ARD Mediathek daran und wir können ihn erst ab 22:00 Uhr sehen. Das sollten Sie auch!
Ist das jetzt noch deutsches Kino oder schon Hollywood? Mir egal. Am Ende bleibt es ein Tom Tykwer Film, gedreht in Babelsberg und New York, mit einer deutschen Crew und deutschem Geld (unter anderem vom viel geschmähten Deutschen Filmförderfonds der Bundesregierung, also unseren Steuergeldern).
„Ein Porträt von Frankreich als Land kurz vor der Explosion. Melodram, Tragödie und absurdes Drama zugleich, ein Leben wie aus einem Roman von Guy de Maupassant, mit all seinen triumphalen, aber auch schrecklichen Prüfungen. France, gespielt von einer Léa Seydoux, die im Film alles gibt, erzählt uns von uns selbst.“
Das Debüt eines Charakterdarstellers, der mit dem gleichnamigen Komödianten nur den Namen, das Gesicht und einige Manierismen teilt. Großartige Transformierung eines Handlungsfadens von Albuquerque, Arizona (Breaking Bad) nach Bad Nauheim, Hessen. Allerdings mit weitaus weniger Naturwissenschaften (Chemie hab ich nur geschafft, weil ich abschreiben konnte). Und auch nur 5 Folgen! Fünf! Ich mein‘, was soll das denn, ZDF???
Eigentlich sind diese Thriller eine Emanzipationsgeschichte: Aylin Tezel als ein zunächst übelst manipuliertes „Werkzeug“ des Systems, die sich über die Umkehrung der Mechanismen des Geschäftes gegen das System selbst zu wehren lernt und die Machos enteiert. Auserzählt ist diese Figur noch lange nicht!
„Keine Sorge, zu Fuß wird er nicht weit kommen“, lautet der Untertitel dieses biografischen Dramas im Original. Ein Drama, das fast als Komödie daherkommt, sodass es zwischendurch tatsächlich unwahrscheinlich erscheint, dass diese Geschichte weitgehend auf dem wahren und wirklich gelebten Leben des John Callahan beruht.
Eigentlich ist dieses ein Film aus einem Genre, das mich oft ziemlich schnell furchtbar langweilt. Der Thrill aus Grenzsituationen, in welche Menschen geraten, weil sie Dinge tun, die ich niemals tun würde, packt mich nur selten. Ganz so wie hier. Doch tatsächlich ist dieser Film ein Fest für die Sinne. Oder hatten Sie etwa schon mal Höhenangst im Fernsehsessel?
Die Regisseure dieses wundervollen Filmes sind in einem Land geboren, in dem es keine Kinos gab. Sie sind aufgewachsen, unter der militärischen Besetzung durch ein fremdes Land und erwachsen geworden unter der Herrschaft eines Terrorregimes. Seit 2015 leben sie im Exil in Paris. Doch als Filmemacher haben sie Gaza nie verlassen. Ein Liebesfilm aus einem Kriegsgebiet.
Ein ziemlich starkes Stück Schauspiel- und, ganz besonders, Maskenbildner:innenkunst. Katja Riemann und Olli Dittrich in einer ARD/Degeto Produktion von 2011, unter der Regie von Otto Alexander Jahrreiss, die mal keine Schmonzette, aber ein schöner Film über die Liebe ist. Sehr amüsant! 5 Geschichten, 12 Hauptrollen = 2 Darsteller:innen. In Echt!
Charly Hübner, Jan Georg Schütte (hier in einer Nebenrolle) und Regisseur Lars Jessen sind ein Triumvirat das in meinem Fernsehherzen einen ganz besonderen Platz einnimmt. Und diese Produktion ist ein weiterer funkelnder Edelstein ihrer gemeinsamen „Florida Film“ Produktionsgesellschaft. Und das nicht nur, aber auch, weil sie so „platt“ daherkommt.
So ein Mann hätte große Karriereperspektiven in der Jungen Union: Parodien sind heikel. Das Original so gut zu kennen, das Aussehen, Ticks und Gewohnheiten, ein Selbstverständnis nachzuempfinden. In der Lage zu sein, über sich selbst hinauszuwachsen und auf all das spöttisch zu reagieren, und zwar auf eine Art und Weise, die dem Publikum das Gefühl gibt, ein Teil des Witzes zu sein. Kurz gesagt, das Ding sein und gleichzeitig seine Distanz zu ihm erklären. (ZDF bis 30.09.2024)
So sehr wie das amerikanische Kino nach dem II. Weltkrieg die (westliche) Welt dominierte, so sehr wurde es selbst, zunächst vor allem durch ein einziges Genre dominiert: Der Western. Wenn Sie nach dem Krieg geboren wurden, dann sind die Codes dieser Filme wahrscheinlich ein Teil ihrer DNA. Ob Sie die Filme nun lieben oder nicht, spielt dabei eigentlich gar keine Rolle.
Für einen Science-Fiction Film bin ich leicht zu haben. Um mich dafür zu interessieren, braucht es nur wenig. Bei einem Groß-Darsteller wie Jean Reno, gehe ich mit, auch ohne irgendetwas über den Film zu wissen. Hier war das mal wieder ein typischer Etikettenschwindel, aber trotzdem nicht weiter schlimm. Denn ich habe dafür Lya Oussadit-Lessert entdeckt. Was für ein Gewinn! (ZDF)
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